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© Ruppert Mayr

Dirk Niebel: Die hässliche Seite des Amts

Bundesentwicklungsminister Dirk Niebels erste Reise führt ins Kriegsgebiet in Kongo.

Goma - Bundesentwicklungsminister Dirk Niebel (FDP) ist sichtlich betroffen, als er die Klinik für vergewaltigte Frauen in der ostkongolesischen Stadt Goma verlässt. Das auch mit deutschen Geldern finanzierte Hilfswerk „Heal Africa“ versucht diese Opfer der Kriege im Ostkongo zu betreuen, von der oft komplizierten Operation bis zur Wiedereingliederung in die Gesellschaft.

Vergewaltigung gehörte und gehört im Kongo zum „Kriegshandwerk“. In den vergangenen vier Jahren wurden 12 000 vergewaltigte Frauen betreut. Hinter jedem bekannt gewordenen Fall vermutet die Leiterin des Hilfswerks, Lyn Lusi, zehn weitere Fälle. Nach dem Treffen am Montag sagt Niebel weitere 850 000 Euro Unterstützung für das Hilfswerk zu.

Der Minister lernt auf seiner ersten größeren Reise in Entwicklungsländer Afrikas die hässliche Seite seines Jobs kennen. Vor den Toren Gomas besuchte er am Tag zuvor ein Flüchtlingslager. Dort hausen noch 1700 Menschen. Vor drei Monaten seien es noch 120 000 gewesen. Viele seien von hier in ihre Heimatdörfer zurückgekehrt. Zugleich aber entstand 100 Kilometer westlich ein Lager mit ähnlich vielen Flüchtlingen. Der Krieg hat sich verlagert.

Die Flüchtlinge werden betreut von UNHCR und anderen internationalen Hilfsorganisationen. Kongos Präsident Joseph Kabila wirft den Organisationen mehr oder weniger direkt vor, sich in seinem Land länger als nötig aufzuhalten. Sie hielten im eigenen Interesse die Menschen in diesen unwirtlichen Lagern fest.

„Keiner wird hier festgehalten“, entgegnet Karl Steinacker vom UNHCR. Die Menschen gehen nicht nach Hause, weil es dort nach wie vor Kampfhandlungen gebe. Kabila wolle die Flüchtlinge aber nach Hause schicken, weil er jetzt um Goma herum keine menschlichen Schutzschilde mehr brauche. Die Rebellen seien ja inzwischen in die reguläre Armee integriert, sagt Steinacker. Zum 50. Jahrestag der Unabhängigkeit am 30. Juni will Kabila auch hier einen Erfolg vorweisen. Er und der stellvertretende Gouverneur im Süd-Kivu, Jean Claude Kibala, der 20 Jahre lang in Deutschland lebte, sind der Meinung, dass das Land besser zu stabilisieren sei, wenn die ausländischen Organisationen gingen.

Brutalste Vergewaltigungen, endlose Ströme von Flüchtlingen, korrupte Militärs und Politiker: Das sind Probleme der Entwicklungshilfe, die Niebel im Kongo kennenlernen konnte. Oft sind es „Zivilgesellschaften, die staatliche Strukturen ersetzen“, sagt die FDP-Abgeordnete Karin Roth. Menschen, die sich trotz der Gewalt engagieren – für Vergewaltigte, Flüchtlinge, kurz: die Betrogenen eines Landes. Ruppert Mayr (dpa)

Ruppert Mayr (dpa)

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