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Klare Ansage. Ilse Aigner will bayerische Ministerpräsidentin werden.

© dpa

Diskussion über Seehofer-Nachfolge in der CSU: Ilse Aigner traut sich Bayern zu

Lange sah es so aus, als sei das Rennen in der CSU um die Nachfolge Horst Seehofers sowieso gelaufen, und zwar zugunsten von Markus Söder. Nun will Ilse Aigner den Selbstläufer etwas ausbremsen.

Von Robert Birnbaum

Als „Kellerprimel“ tituliert zu werden, ist nicht schmeichelhaft. Ilse Aigner hat denn auch etwas schmallippig dreingeschaut, als sie beim traditionellen Politiker-Verspotten auf dem Münchner Nockherberg dieses Jahr zur blassen Blüte ernannt wurde. Offenbar hat sie sich den Spott zu Herzen genommen. Die bayerische Wirtschaftsministerin hat Anspruch auf die Nachfolge Horst Seehofers im Ministerpräsidentenamt angemeldet. „Ich glaube, dass ich es könnte“, sagte sie der „Augsburger Allgemeinen“, „ich glaube, dass es Bayern guttun würde“.

Das Bemerkenswerte daran ist, dass zwar seit Aigners Wechsel vom Bundeskabinett nach München im Jahr 2013 jeder davon ausgeht, dass sie Seehofer beerben will, sie selbst aber diesen Anspruch bisher nur einmal und auch nur versteckt erhoben hat – nach ihrer letzten Wahl zur Chefin des mächtigen CSU-Bezirks Oberbayern. Ansonsten hat die 51-Jährige sich von Seehofer in ihrem eigenen Ressort, etwa bei der Energiepolitik, ohne nennenswerte Gegenwehr herumschubsen lassen. Auch sonst setzte die gelernte Flugzeugelektrikerin dem Eindruck wenig entgegen, dass sie schon gewollt hätte, aber selbst nicht mehr dran glaubt.

Markus Söder macht aus einem Ehrgeiz keinen Hehl

Dieser Eindruck hat den zweiten verstärkt – dass dieses Rennen sowieso gelaufen ist, und zwar zugunsten von Markus Söder. Der Finanz- und Heimatminister macht aus seinem Ehrgeiz kein Hehl. Wenn er Seehofer gerade mal nicht übertrumpfen kann im Flüchtlingsstreit mit der CDU, dann widerspricht er ihm. Die Landtagsfraktion, die in dieser Nachfolgefrage das entscheidende Wort hat, gilt jetzt schon als Freundeskreis Söder. Und auch draußen im Land imponiert der Kraftmensch vielen. Wie ernst man seine Ambitionen nehmen sollte, zeigt sich an Hinweisen, dass Seehofer ernsthaft nach Wegen sucht, Söder zu verhindern – zumal der auch wenig Hehl daraus macht, dass er den Alten gerne schon vor dem Jahr 2018 abservieren würde, das sich Seehofer selbst als Abschluss seiner Regierungszeit gesetzt hat.

Aigner schien es in dieser Lage offenbar an der Zeit, den Selbstläufer etwas auszubremsen. Auch das tut sie zum ersten Mal nicht in Andeutungen, sondern direkt. „Wenn einer ein Machiavellist ist und man selber ist keiner, dann wird man das nicht gewinnen können – außer man macht es anders“, sagt die Oberbayerin. Mit den rücksichtslosen Methoden, die der italienische Renaissance-Schriftsteller seinem Fürsten anempfahl, wolle sie dem Rivalen nicht begegnen. „Da müsste ich also werden wie er“, sagt Aigner. „Das will ich nicht.“ Sie wolle „Teamarbeit für unser Land“.

Tatsächlich liegt darin ihre einzige kleine Chance: Wenn nämlich sogar die CSU zum entscheidenden Zeitpunkt der Lautsprecher überdrüssig sein sollte. Ihren eigenen Ehrgeiz stellt sie als begrenzt dar: Wenn es nichts werde, werde sie „nicht von der Brücke springen“.

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