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Dissertationen: Qualitätsprobleme beim Dr. med.

Dissertationen in der Medizin stehen wegen mangelnder Qualität immer wieder in der Kritik - das rückt durch den Fall Leyen wieder ins öffentliche Bewusstsein.

Ursula von der Leyen hat ihre Doktorarbeit in der Medizin geschrieben – ein Fach, das wegen seiner Dissertationen immer wieder in der Kritik steht. Die Arbeiten seien wenig erkenntnisreich, zu kurz und zu oberflächlich, lauten die Vorwürfe aus der Wissenschaft. Viele der Dissertationen würden „eher Diplomarbeiten in naturwissenschaftlichen Fächern“ gleichen, sagte vor einigen Jahren zum Beispiel die Biochemikerin Ulrike Beisiegel, damals Vorsitzende der wissenschaftlichen Kommission des Wissenschaftsrats und heute Präsidentin der Universität Göttingen.

Der Wissenschaftsrat – höchstes Beratungsgremium für die Politik in der Wissenschaft – hat sich mehrfach mit dem Thema beschäftigt und zuletzt 2002 und 2004 die Qualität massiv kritisiert. Bei den Medizinern habe sich eine Art „akademisches Gewohnheitsrecht“ entwickelt, „demzufolge die Verleihung des Doktorgrades weitgehend unabhängig von der Qualität der Promotionsleistungen erfolgt“, hieß es damals in einer umfangreichen Expertise. Tatsächlich werden die Medizin-Doktortitel nachgerade inflationär vergeben: 80 Prozent der Absolventen des Faches promovieren, ein einsamer Spitzenwert – bei den Sprach- und Kulturwissenschaftlern sind es fünf Prozent.

Als problematisch gilt, dass viele Mediziner ihre Dissertation noch während des Studiums verfassen. Anspruchsvolle Forschung sei so kaum möglich, lautet die Kritik. Der Wissenschaftsrat hat wiederholt vorgeschlagen, studienbegleitende Dissertationen nur noch in Ausnahmefällen zuzulassen. Einen „Dr. med.“ sollten nur die forschungsorientierten Mediziner erhalten. Alle anderen würden dann die Bezeichnung „Medizinischer Doktor“ (MD) als akademischen Grad erhalten – wie es auch im angelsächsischen Bereich üblich ist.

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