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Politik: Djerba: Sensibel für Stimmungen

Die Attentäter gehörten hinter Gitter, lebenslänglich. Das war einer der ersten Sätze, die Gerhard Schröder zum Feuer in der Synagoge von Djerba sagte.

Die Attentäter gehörten hinter Gitter, lebenslänglich. Das war einer der ersten Sätze, die Gerhard Schröder zum Feuer in der Synagoge von Djerba sagte. Freilich versehen mit dem Zusatz, dies gelte nur, falls es sich tatsächlich um einen Anschlag handele. Wenn Straftaten die Deutschen erregen , ruft der Kanzler nach Strafe.

Dies sind die Situationen, in denen George W. Bush den Amerikanern "aufspüren, ausräuchern, auslöschen" verspricht. So martialisch will sich Schröder nicht geben, doch auch er spürt die Stimmung. Schröder wäre nicht Schröder, wenn die Toten von Tunesien nicht auch in seiner Außenpolitik eine Rolle spielen würden. "Djerba zeigt, dass der, der geglaubt hat, das Problem des internationalen Terrorismus sei gelöst, geirrt hat - unabhängig von der Verantwortlichkeit." So sprach der Kanzler am Montag. Dabei hat die Öffentlichkeit noch keine Ahnung, ob der mögliche Anschlag auf das Konto islamistischer Gruppen, einheimischer tunesischer Antisemiten oder von PLO-Unterstützern geht.

Der Kanzler weiß, dass Djerba die Bedrohung des 11. Septembers wieder in Erinnerung ruft. So beteuert er denn auch, es bleibe "weiter ein großer Schwerpunkt", gemeinsam mit den USA und den anderen Verbündeten gegen die Reste der Taliban und die Terrororganisation Al Qaida von Osama bin Laden vorzugehen.

Was die Aufklärung angeht, sind bislang zwölf Anrufe von heimgekehrten Touristen beim Bundeskriminalamt (BKA) eingegangen. Drei BKA-Beamte arbeiten vor Ort mit den Tunesiern zusammen. Die Kooperation sei nun "sehr gut", meint der Sprecher des Innenministeriums. Freilich darf das BKA nicht selbst ermitteln. Die Anregung der Innenpolitiker von Union und SPD, Bosbach und Wiefelspütz, eine internationale Kommission solle klären, was wirklich passiert ist, stößt in Schilys Haus auf Widerstand: "Keine Notwendigkeit!" Und noch etwas verriet die Bundesregierung, die sich eine "etwas weiter gehende" Informationspolitik als die tunesische zugute hält: Falls es tatsächlich ein Anschlag war, dann wohl einer gegen die Synagoge, nicht primär gegen die deutschen Urlauber.

Die tunesische islamistische Organisation "Al-Nahda" (Wiedergeburt) hat jedenfalls jede Verantwortung zurückgewiesen. "Solche Taten gehören nicht zu unserer Politik", sagt der Sprecher der Organisation. Etliche Touristen-Flieger sind derweil auf dem Weg nach Tunesien. Fast alle, die gebucht haben, treten ihre Reise auch an.

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