zum Hauptinhalt
Mein Bier, mein Burger, mein Fernsehsessel: Gerade die Berliner halten wenig von Bewegung.

© imago

DKV-Studie: Berlin, wie es sitzt, trinkt und raucht

Die Deutschen sitzen gerne - und bewegen sich wenig. Dazu rauchen und trinken sie, vor allem die Berliner. So kann man keine Olympischen Spiele in die Stadt holen.

Aus der Serie „Begriffe im Wandel“ heute: der Sitzenbleiber. (Ja, die weibliche Form ist mitgemeint). Den Jüngeren unter uns sei erklärt: Es gab in der Schule mal die Sitte, dass alle, die im Unterricht nicht klarkamen, sitzen blieben, also die betreffende Klasse wiederholen mussten. Eine Klasse drunter galten sie zwar fortan als unfassbar coole Durchblicker, aber es überwogen doch auf Dauer die negativen Effekte, wie wir an prominenten Sitzenbleibern wie Roger Willemsen, Reinhold Beckmann oder Jürgen Fliege ermessen können. Deshalb schafften die Bildungsgewaltigen das Sitzenbleiben sicherheitshalber ab, und das Wort wurde frei zur anderweitigen Verwendung.

Und die ist noch viel vernichtender. Sitzenbleiber – das sind heute Menschen, die nach dem Prinzip Bett-Auto- Büro-Auto-Glotze-Bett leben, sich also dauersitzend dem Ratschluss der Wissenschaft total verweigern und dafür mit Krampfadern, Diabetes, Fettleibigkeit, Darmträgheit und frühem Tod bestraft werden. Jeder Erwachsene soll nämlich laut WHO 150 Minuten in der Woche moderat oder 75 Minuten mit Schmackes körperlich arbeiten.

So kann man dem IOC nicht imponieren

Tun wir aber nicht. Die Deutschen, so formuliert das Clemens Muth, Vorstand bei der DKV-Krankenversicherung, seien „ein Volk der Sitzenbleiber“. Er sagt das, weil er eine repräsentative Studie zum Thema zu präsentieren hat. Die uns hier nicht weiter interessieren würde, wäre da nicht noch was zu bedenken: Die Schlimmsten im Volk der Sitzenbleiber sind nämlich die Berliner, beziehungsweise: wir Berliner. Wir sitzen besonders viel und rauchen und trinken noch dazu überdurchschnittlich.

Was natürlich kein Wunder ist. Ungeliebt vom Rest der Republik wälzen wir uns aus dem Bett, suchen in ungezählten Stunden vor dem Computer unseres Start-ups nach Erlösung, fahren im Stau sitzend heim und fallen dort vor dem Fernseher, süchtig nach dem Dschungelcamp und ähnlichen Nullnummern, ins alkoholverstärkte Koma. Wo der Bürger von Meckpomm noch Abhilfe durch Holzhacken und Kühemelken schaffen kann oder notfalls zur Arbeit rudert, da haben wir Berliner nur uns und unsere Zerstreuungen.

Ja, so kann eine Stadt dem IOC nicht imponieren. „Ihr seid ja sogar zu faul zum Chicoreeweitwurf!“, höhnen die Olympiabosse dann und vergeben den ganzen Kram an die sehnigen Bewohner von Boston oder Schnangseng oder so.

Sofortmaßnahme? Beim Fernsehen einfach hinlegen. Dann ist das mit dem Sitzenbleiben jedenfalls vom Tisch.

Zur Startseite