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© AFP

Dmitri Medvedev: "Ich oder das Chaos"

Der designierte russische Präsident Dmitri Medvedev will die Politik des starken Staates seines Freundes Wladimir Putin weiterführen. Auch seine Europa-Strategie steht fest.

Seit Anfang der neunziger Jahre folgte Dmitri Medvedev stets treu dem Ruf Wladimir Putins - im kommenden Jahr dürfte ihn dies an die Spitze des russischen Staates führen. Der 42-jährige Jurist wurde als Kandidat der Kreml-Partei Einiges Russland für die Präsidentschaftswahl am 2. März vorgeschlagen. Putin versicherte dem farblosen Technokraten im Fernsehen seine "volle und ganze Unterstützung" - ein Umstand, der direkt zur Wahl seines engen Vertrauten führen dürfte.

Der am 14. September 1965 geborene Medvedev stammt wie Putin aus St. Petersburg, dem ehemaligen Leningrad, wo er in einem Arbeiterviertel aufwuchs. Nach seinem Jurastudium spezialisierte er sich auf Wirtschaftsfragen und lehrte an der Universität der Newa-Stadt. Zugleich saß er von 1991 bis 1995 während der Amtszeit des reformorientierten Bürgermeisters Anatoli Sobtschak im Ausschuss für Auswärtige Beziehungen. Sein damaliger direkter Vorgesetzter in dem vor allem für ausländische Investitionen zuständigen Gremium war der Ausschussvorsitzende Wladimir Putin.

Medvedev als Putins Wahlkampfchef

Bereits als Putin nach dem Rücktritt des damaligen Präsidenten Boris Jelzin Ende 1999 zum mächtigsten Mann Russlands aufstieg, war Medvedev mit von der Partie. Im Gegensatz zu Putins anderen "Petersburger Tschekisten" soll er aber nicht zum Geheimdienst gehört haben. In Moskau wurde Medvedev Chef von Putins Wahlkampfstab. Experten zufolge hatte Putin seinen triumphalen Wahlsieg im März 2000 unter anderem dem Geschick und der Geschäftstüchtigkeit Medvedevs zu verdanken, der die Wahlkampagne mit den Geldern russischer Oligarchen finanzieren ließ.

Der Lohn für die Mühe und Loyalität ließ nicht lange auf sich warten: Noch im Wahljahr 2000 stieg Medvedev zum Vize-Stabschef auf - ein Amt, das er später auch als Chef innehaben sollte. Ebenfalls seit dem Jahr 2000 war er als Kreml-Vertreter in der Führung des Gasprom-Konzerns an der Liberalisierung des Energieriesen maßgeblich beteiligt. Später wurde er Vorsitzender des Gasprom-Aufsichtsrates.

Medvedev: "Ideologie ist eine schädliche Sache"

2005 wurde Medvedev zum stellvertretenden Ministerpräsidenten für Gesundheit, Wohnungsbau und Bildung ernannt. Seither wird der Fan der deutschen Rockband "Scorpions" regelmäßig im staatlichen Fernsehen gezeigt, wie er über demographische Probleme oder mangelnden Wohnraum spricht. Die zunehmende Medienpräsenz soll wohl dazu beitragen, den nicht gerade als Charismatiker bekannten Juristen verstärkt ins öffentliche Bewusstsein zu rücken.

Medvedev selbst bezeichnet sich als Pragmatiker. "Ideologie ist eine schädliche Sache", sagte er einmal vor Journalisten. Seine Ansichten in der Außenpolitik seien "europäisch", meinte der Italien-Fan. Und in Sachen Demokratie und Marktwirtschaft hält er sich für einen Liberalen. Eine Sorge teilt er ganz ausdrücklich mit seinem Ziehvater, der bei der Parlamentswahl im Dezember für sich unter dem Motto "Ich oder das Chaos" warb: Die "Stabilität" seines Landes liege auch ihm am Herzen, betont Medvedev.

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