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Politik: Doch es war kein Pfälzer

Altkanzler Kohl in Bremen mit Wein angegriffen

Von E. Stengel,

Bremen

Wenn Helmut Kohl in die Schlagzeilen gerät, kann man sich ziemlich sicher sein, dass er bald darauf nach Bremen fährt. Das war vor gut drei Jahren bei der Schwarzgeldaffäre so, und nicht anders lief es jetzt, nachdem ihn der Vorwurf ereilt hatte, er habe sich als Kanzler für Interessen des Kirch- Konzerns einspannen lassen und sei dafür später mit einem lukrativen Beratervertrag belohnt worden. Natürlich fallen seine Bremen-Termine nur zufällig in solche Zeiten. Aber Kohl könnte sich nichts Besseres wünschen. Denn die CDU empfängt ihn stets herzlich – wegen der langjährigen Freundschaft mit Landesparteichef Bernd Neumann und weil Kohl den Landesverband gern mit außerordentlichen Zuwendungen bedachte.

Bei der Einstimmung auf den Bürgerschaftswahlkampf hocken über 3000 Anhänger und Neugierige an Biertischen in der Messehalle 7. Viele klatschen im Stehen, als Kohl einmarschiert, manche schwenken Fähnchen, während die Musikband auf der Bühne „Jäger aus Kurpfalz“ spielt. Plötzlich ein Gerangel: Ein Mann hat Kohl Wein über den Kopf geschüttet und wird abgeführt. Der schwarze Riese im hellgrauen Anzug nimmt es mit Humor. „Immer noch besser als mit Eiern beworfen“, sagt er am Rednerpult. Die einzige Beschwerde des Oggersheimers: „Es war kein Pfälzer Wein.“ Und der Standardsatz: „Die Linken sind auch nicht mehr das, was sie einmal waren.“ Für den ansonsten warmen Empfang bedankt sich der 73-Jährige gerührt: „Das hat mir gut getan. Auf Bernd Neumann und seine Berliner, äh: seine Bremer Freunde konnte ich mich immer verlassen – auch in schwierigen Zeiten.“

E. Stengel[Bremen]

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