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Politik: Dokumentation: Auszüge aus Thierses Rede

Bundestagspräsident Wolfgang Thierse (SPD) hat das Holocaust-Mahnmal am Dienstag bei der Eröffnung als bewusstes Bekenntnis Deutschlands zu "dem größten Verbrechen seiner Geschichte" bezeichnet. Die Nachrichtenagentur dpa dokumentiert Auszüge aus seiner Rede:

«Heute eröffnen wir ein Denkmal, das an das schlimmste, das entsetzlichste der Verbrechen Nazideutschlands erinnert, an den Versuch, ein ganzes Volk zu vernichten. ... Die Entscheidung für das Denkmal in Berlin war eine der letzten, die der Bundestag in Bonn vor seinem Umzug fasste. Es war die Entscheidung für ein erstes gemeinsames Erinnerungsprojekt des wiedervereinten Deutschland und das Bekenntnis, dass sich dieses geeinte Deutschland zu seiner Geschichte bekennt und zwar indem es in seiner Hauptstadt, in ihrem Zentrum an das größte Verbrechen seiner Geschichte erinnert.»

«Der Holocaust berührt die "Grenze unseres Verstehens", so ist zutreffend gesagt worden. Dieses Denkmal agiert an dieser Grenze. Es ist der Ausdruck für die Schwierigkeit, eine künstlerische Form zu finden, die dem Unfassbaren, der Monstrosität der nationalsozialistischen Verbrechen, dem Genozid an den europäischen Juden überhaupt irgend angemessen sein könnte. Es verwischt die Grenze zwischen einer Erinnerung, die nicht, die auf keinerlei Weise "bewältigt" werden kann, und jener Erinnerung, die für Gegenwart und Zukunft Bedeutung haben muss.»

«Was heute noch in großer Eindringlichkeit Zeitzeugen erzählen können, müssen in Zukunft Museen, muss die Kunst vermitteln. ... Das Denkmal ist Ausdruck dieses Übergangs.»

«Das Denkmal für die ermordeten Juden Europas ist eine begehbare Skulptur, die - so mein Empfinden - eine große emotionale Kraft entfaltet, es ist eine bauliche Symbolisierung für die Unfasslichkeit des Verbrechens. ...Es ermöglicht eine sinnlich-emotionale Vorstellung von Vereinsamung, Bedrängnis, Bedrohung.»

«So kann es sein, so ist es gemeint: Nicht eine Art negativer Nostalgie, sondern ein Gedenken der Opfer, das uns in der Gegenwart und Zukunft verpflichtet: Zu einer Kultur der Humanität, der Anerkennung, der Toleranz in einer Gesellschaft, in einem Land, in dem wir ohne Angst als Menschen verschieden sein können.» (tso)

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