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Politik: Doppelagent im Einsatz

Die Vereitelung eines Anschlags der Al Qaida gilt als Erfolg von CIA und saudischem Geheimdienst.

Was Geheimdienste über ihre Arbeit an die Öffentlichkeit dringen lassen, ist mit Vorsicht zu behandeln. Es liegt in ihrer Natur, dass wichtige Fakten geheim bleiben müssen. Das zeigt sich erneut in der Debatte um den verhinderten Bombenanschlag auf Flugzeuge durch die Al Qaida der Arabischen Halbinsel. Die CIA möchte einerseits ihre Erfolge herausstellen, aber andererseits keine Details preisgeben, die Quellen gefährden oder dem Gegner Hinweise geben.

So ist in den USA ein gespaltenes Bild entstanden, wie die CIA in den Besitz einer Bombe kam, die angeblich von der Al Qaida im Jemen mit dem Ziel entwickelt wurde, sie durch die üblichen Sicherheitsvorkehrungen an Flughäfen an Bord eines Passagierflugzeugs zu schmuggeln. Sie enthält kein Metall und kann am Körper unter der Kleidung getragen werden. An Weihnachten 2009 wollte der „Unterhosenbomber“ Abdulmutallab solch eine Bombe in einem US-Flugzeug von Amsterdam nach Detroit explodieren lassen, doch der Zünder versagte. Das neue Gerät soll zwei Zünder enthalten.

US-Fernsehsender loben, der CIA sei ein außergewöhnlicher Erfolg gelungen. Sie habe einen Doppelagenten innerhalb der Al Qaida platziert, der sich dort als williger Selbstmordattentäter ausgab, berichten Experten der Sender und berufen sich auf Informationen aus eingeweihten Agentenkreisen. Kaltblütig habe die CIA über Wochen abgewartet, bis der Bombenbauer der Al Qaida, Ibrahim Hassan al Asiri, das neue Gerät dem vermeintlichen Selbstmordattentäter im Jemen übergeben habe. Dann habe sie beide außer Landes gebracht; die Bombe werde in einem Labor des FBI in den USA untersucht. Am Rande ist von der Kooperation mit befreundeten ausländischen Diensten die Rede – beim Sender CNN tippte man auf Großbritannien. Rückfragen zu Details können die Geheimdienstexperten der Sender selten beantworten; sie verweisen mit bedeutungsvoller Miene darauf, dass solche Informationen zu sensibel seien, um sie öffentlich preiszugeben.

Die Platzierung eines Doppelagenten wäre für die CIA eine Genugtuung. Im Dezember 2009 war sie Opfer eines Doppelagenten der Al Qaida. Er gab sich als Informant aus, trug aber einen Sprengstoffgürtel, als er sich mit CIA-Agenten in Afghanistan traf. Sieben Amerikaner starben.

In Zeitungen, die nach aller Erfahrung verlässlichere Quellen haben und die Geheimdienstarbeit kritischer begleiten als das Fernsehen, liest sich der Hergang anders. Nicht der CIA, sondern dem saudischen Geheimdienst sei es gelungen, den Doppelagenten bei der Al Qaida einzuschleusen, schreiben die „Washington Post“ und die „New York Times“. Die Saudis hatten das Kommando in der Operation. Der Doppelagent habe auch die Informationen geliefert, die es erlaubten, den neuen Anführer der Al Qaida im Jemen, al Quso, am vergangenen Sonntag mit einem Drohnenangriff zu töten. Nun wird Kritik laut, die CIA und die Regierung hätten bereits zu viele Informationen öffentlich gemacht und damit künftige Geheimdienstarbeit erschwert.

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