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Politik: Dover-Prozess: Anklage fordert hohe Haftstrafen

Im so genannten Dover-Prozess in Rotterdam hat die Anklage Gefängnisstrafen zwischen sechs Monaten und 20 Jahren gefordert. In seinem Schlussplädoyer erklärte Ankläger Johan Klunder acht der neun Angeklagten des Totschlags, des Menschenschmuggels und der Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung für schuldig.

Im so genannten Dover-Prozess in Rotterdam hat die Anklage Gefängnisstrafen zwischen sechs Monaten und 20 Jahren gefordert. In seinem Schlussplädoyer erklärte Ankläger Johan Klunder acht der neun Angeklagten des Totschlags, des Menschenschmuggels und der Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung für schuldig. Bei dem missglückten Schmuggeltransport im vergangenen Juni waren 58 der 60 chinesischen Passagiere bei der Überfahrt vom belgischen Zeebrügge nach Dover in einem Kühlwagen erstickt. Anfang April ist bereits der niederländische Chauffeur des Lkw in Großbritannien wegen Totschlags zu einer Haftstrafe von 14 Jahren verurteilt worden.

Als "gewissenlosen Profiteur der Verzweiflung von anderen" bezeichnete der Staatsanwalt den Hauptverdächtigen Gürsel Ökzan, gegen den er mit 20 Jahren Haft das höchstmögliche Strafmaß für Totschlag forderte. Zusammen mit seinem Kompangon Haci Demir, gegen den 18 Jahre Haft gefordert wurden, habe Ökzan die Kontakte zu dem chinesischen Menschenschmuggel-Syndikat unterhalten.

Klunder nannte die Namen von einigen der umgekommenen Chinesen, um ihnen "zumindest ein Gesicht zu geben": "Die Zahl von 58 Toten wurde so oft genannt, dass sie an Inhalt verloren hat." Zynisch und "vollkommen gewissenlos" hätten die Anklagten als Subunternehmer ihrer chinesischen Auftraggeber den Transport der Passagiere auf deren letzten Etappe von den Niederlanden nach Großbritannien vorbereitet und ausgeführt: "Die Chinesen wurden auf eine Weise transportiert, die selbst für Vieh verboten ist." Der Gefahren seien sich die Angeklagten bewusst gewesen, denn schon bei einem vorherigen Transport seien die Passagiere beinahe erstickt. Sie seien das Risiko bewusst eingegangen.

Die Verteidiger, die die niederländische und britische Justiz teilweise für mitverantwortlich an dem Dover-Drama halten, begannen am Freitag mit ihren Abschlussplädoyers. In rund zwei Wochen wird nach Auskunft einer Justizsprecherin mit den Urteilen gerechnet.

Thomas Roser

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