zum Hauptinhalt

Politik: Dramatischer Kampf um die Deiche

Hochwasser steigt in Niedersachsen und Brandenburg weiter – zum Teil über die Pegelstände der Jahrhundertflut von 2002

Potsdam/Berlin - Die Hochwasserlage an der Elbe hat sich am Samstag weiter verschärft. In Norddeutschland und Brandenburg lieferten sich Einsatzkräfte einen dramatischen Kampf gegen die Elbfluten. In mehreren Flussabschnitten stiegen die Pegelstände über die Marken des Katastrophen-Hochwassers von 2002. An zahlreichen Deichabschnitten nahm die Zahl der Sickerstellen zu. Die Stabilität der Deiche bereitet den Experten große Sorge. Die Pegel würden zum Teil zwar sinken, allerdings nur sehr langsam. Deshalb laste anhaltend enormer Druck auf den Deichen, teilte das Lagezentrum in Potsdam am Samstag mit.

So blieb die Situation in der Prignitz kritisch. Zwar passierte der Scheitel der Hochwasserwelle der Elbe am Samstagvormittag die Region im Nordwesten Brandenburgs, wie Detlef Troschke vom Umweltministerium in Potsdam sagte. Der Scheitel sei mit einer Höhe von 7,20 Metern auch 14 Zentimeter unter dem Höchststand der so genannten Jahrhundertflut von 2002 geblieben, fügte Troschke hinzu. Dafür sei die Welle in diesem Jahr aber viel länger. Umweltminister Dietmar Woidke (SPD) sprach von der „Jahrhundertflut Nummer zwei“. Vor allem der Rühstädter Bogen in der Prignitz ist laut Woidke gefährdet.

In Sachsen und Sachsen-Anhalt entspannte sich die Situation etwas. Im niedersächsischen Hitzacker stand dagegen die Altstadt weiter unter Wasser. Die Elbe kletterte hier auf einen Pegel von 7,58 Meter und damit acht Zentimeter über den Stand des Jahrhunderthochwassers von 2002.

Der Höchstand wurde für Sonntag erwartet. Der Hochwasserscheitel könnte nach Erwartungen der Gemeindeverwaltung acht bis zehn Tage stehen bleiben. Die Folgen müssten abgewartet werden, sagte ein Sprecher des THW.

Bundeskanzlerin Angela Merkel will sich am heutigen Sonntag selbst ein Bild von der Lage in den Hochwassergebieten machen. Am frühen Nachmittag wird sie den von der Elbe teilweise überfluteten niedersächsischen Ort Hitzacker besuchen. Geplant seien ein Besuch der Altstadt, ein Gespräch mit Einsatzkräften von Polizei, Technischem Hilfswerk und Bundeswehr sowie ein Rundflug über das Hochwassergebiet im niedersächsischen Landkreis Lüchow-Dannenberg, sagte ein Regierungssprecher am Samstag. Merkel wird von dem niedersächsischen Ministerpräsidenten Christian Wulff begleitet.

Der brandenburgische Ministerpräsident Platzeck, der 1997 und 2002 als „Deichgraf“ die Einsatzkräfte motivierte und sich persönlich um die Betroffenen kümmerte, kuriert einen Hörsturz aus. Auch der Ministerpräsident von Schleswig-Holstein, Peter Harry Carstensen, besuchte bedrohte Gebiete.

Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (SPD) forderte von der EU ein koordiniertes Vorgehen beim Hochwasserschutz. Vorsorge müsse künftig Vorrang vor dem Deichbau haben. Die im internationalen Aktionsplan „Hochwasser Elbe“ im Jahre 2003 vorgesehenen Maßnahmen müssten weiter vorangetrieben werden, sagte der Minister am Samstag bei einem Besuch im brandenburgischen Hochwassergebiet. ddp/dpa/os/thm

-

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false