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Politik: Drei für Bush

Die baltischen Staaten wollen Soldaten in den Irak schicken

Vom Nachbarn im Westen hat sich Polen eine Abfuhr geholt, als es um den Aufbau einer Friedenstruppe für den Irak ging. Ganz anders war die Reaktion östlich der polnischen Grenze: Litauen signalisierte Interesse an einer Beteiligung. „Ich sehe keinen Grund, warum litauische Truppen nicht zusammen mit polnischen in den Irak geschickt werden sollten", sagte Litauens Außenminister Antanas Valionis. Im Gespräch ist die Entsendung von etwa 40 Soldaten. Auch die beiden anderen baltischen Staaten wollen sich militärisch im Nachkriegs-Irak engagieren: Die estnische Regierung will bis zu 55 Armeeangehörige für mindestens sechs Monate in den Irak schicken. Unklar ist, ob diese Soldaten Teil der polnischen Einheit sein sollen. Lettland plant die Entsendung von zunächst 36 Soldaten. Sie werden derzeit von US-Ausbildern auf einen Einsatz vorbereitet.

Für die drei baltischen Staaten ist diese Unterstützung eine logische Folge ihrer Haltung zum Irak-Krieg. Zusammen mit sieben anderen Ländern Osteuropas hatten sie sich vor Kriegsbeginn hinter die USA gestellt. Noch befinden sich die baltischen Staaten auf der Schwelle zur EU und zur Nato – doch sie wollen schon jetzt zeigen, dass sich die internationale Gemeinschaft auf sie verlassen kann.

Das vergangene Jahr war ein Wendepunkt in der Geschichte der drei Staaten: Der Beitritt zu EU und Nato wurde praktisch besiegelt – die baltischen Staaten erhielten damit nach den Worten von Lettlands Präsidentin Vaira Vike-Freiberga eine nie zuvor gekannte Sicherheit. US-Präsident Bush gab im November in Vilnius ein Versprechen ab, das für die jungen Staaten von großer Bedeutung war. Im Falle eines Angriffs würden die Menschen in Litauen, Lettland und Estland nie wieder allein dastehen.

Jetzt wollen die baltischen Staaten ihren Teil zur internationalen Sicherheit beitragen. Washington nimmt dieses Angebot gerne an. Nicht nur Polen, auch die USA und Dänemark haben Litauen bereits gebeten, Friedenstruppen nach Bagdad zu schicken, heißt es in der litauischen Armeeführung. Am Donnerstag werden die baltischen Außenminister von US-Präsident Bush empfangen. Eine Beteiligung an einer Irak-Friedenstruppe wäre nicht der erste Auslandseinsatz für die Nordosteuropäer: Litauen beispielsweise hat Truppen ins Kosovo und Mitglieder einer Spezialeinheit nach Afghanistan entsandt. Auch eine Zusammenarbeit mit Polen wäre für die Litauer nichts Ungewöhnliches: Die Länder haben ein gemeinsames Bataillon für Friedenseinsätze aufgestellt.

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