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Arbeiter in Schutzanzügen stehen im Juni 2013 vor der Reaktorruine von Fukushima. Bei der Katastrophe starben 2011 über 20.000 Menschen.

© dpa

Drei Jahre nach Fukushima: Deutschland ist schlecht auf Atomunfall vorbereitet

Auch drei Jahre nach der Reaktorkatastrophe von Fukushima ist Deutschland schlecht auf einen Atomunfall vorbereitet. Zu dem Ergebnis kommt das Bundesinnenministerium. Die Zusammenarbeit zwischen den zuständigen Behörden und den Bundesländern ist schleppend.

Knapp drei Jahre nach der Atomkatastrophe in Fukushima hat die Schutzkommission beim Bundesinnenministerium erstmals eine Stellungnahme zum Katastrophenschutz vorgelegt. Seit der Kernschmelze in drei japanischen Reaktoren haben mehrere wissenschaftliche Beratungsgremien darüber diskutiert, welche Lehren aus den Ereignissen zu ziehen sind. So hat beispielsweise die Reaktorsicherheitskommission (RSK) die „Robustheit“ der noch laufenden deutschen Atomkraftwerke im Notfall überprüft. Die Strahlenschutzkommission (SSK) wiederum berät schon seit mehr als einem Jahr über einen Vorschlag des Bundesamts für Strahlenschutz (BfS), die bisherige Regelung aufzugeben, im Notfall die Bevölkerung in einem bestimmen Kilometerradius in Sicherheit zu bringen. Das Strahlenschutzbundesamt schlägt dagegen eine flexiblere Reaktion vor. Evakuiert werden sollte dann je nachdem, wie hoch die Strahlenbelastung tatsächlich ist. Die SSK berät in der kommenden Woche erneut über die Vorschläge.

Katastrophenschutz muss besser koordiniert werden

Die Schutzkommission des Innenministeriums kommt in ihrer Stellungnahme nun zu dem Schluss, dass auch die Erfahrungen aus gemeinsamen Übungen dafür sprechen, den Katastrophenschutz besser zu koordinieren. Eine Forderung lautet: Ein Alarm müsse „unverzüglich an alle zuständigen Stellen und Einrichtungen weitergeleitet werden“. Das radiologische Lagebild müsse über die Ländergrenzen hinweg erstellt werden, damit angemessen reagiert werden könne. Die Kommission schlägt die „Einrichtung eines länderübergreifenden radiologischen Lagezentrums“ vor.

Die bisherige Vorbereitung auf Atomunfälle bezieht sich lediglich auf Fälle, in denen nur über einen kurzen Zeitraum radioaktive Stoffe freigesetzt werden. In Fukushima passiert das aber bis heute. Darauf, dass größere Bevölkerungsgruppen über einen längeren Zeitraum ihre Häuser verlassen müssen, ist der deutsche Katastropheschutz nicht vorbereitet. Auch bei der medizinischen Notfallversorgung sieht die Kommission Defizite. Die Kommission unter dem Vorsitz von Professor Heinz-Willi Brenig besteht übrigens aus sieben Mitgliedern – allesamt Männer. Offenbar hält es das Innenministerium nicht für notwendig, auch Forscherinnen in die Debatte einzubeziehen.

Die grüne Bundestagsabgeordnete Sylvia Kotting-Uhl ärgert sich über die schleppende Beschäftigung damit. „Wenn es in diesem Schneckentempo weitergeht, ist der Katastrophenschutz erst funktionstüchtig, wenn die letzten deutschen Atomkraftwerke abgeschaltet werden“, sagte sie.

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