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Politik: Drei Wochen Usedom sind genug

Das hätte uns der Finanzminister auch ein bisschen früher sagen können. Ja, wir müssen sparen, er muss sparen – aber woran?

Das hätte uns der Finanzminister auch ein bisschen früher sagen können. Ja, wir müssen sparen, er muss sparen – aber woran? Jetzt, wo alle aus dem Urlaub zurück sind, die rauchende Ruine des Girokontos anstarren und schreckensbleich an den Acht-Euro-Espresso von der Spanischen Treppe zurückdenken, da kommt Steinbrück mit seinem Rezept: Wir sollen am Urlaub sparen. Wie denn, jetzt?

Die Formulierung des Ministers lässt freilich Spielraum für Interpretationen. „Wir müssen im Zweifel auf eine Urlaubsreise verzichten, um für später vorzusorgen“, sagte er der „Hör zu“. Wir. Das ist einfach. Wer hätte nicht im Leben schon längst auf eine oder mehrere Reisen verzichtet? Aber das scheint nicht zu genügen. Meint er eine Reise pro Jahr? Genügt es, die Drittreise zu streichen, das Kuschelwochenende in Bamberg mit Bierprobe und Domführung? Oder ist der Lebensabend nur dann gesichert, wenn wir mindestens die zwei Wochen Cala Ratjada all inclusive knicken, die die Basis unserer Urlaubsplanung seit Äonen sind?

Dass das klar ist: Hier helfen keine Tricks. Jetzt rasch den Traumtrip ins Amanpuri Resort buchen, 1600 Dollar pro Nacht mit Butler und Thai-Massage, das dann wieder stornieren und bei Steinbrück die Hand aufhalten, das geht nicht. Es müssen, so verstehen wir ihn, schmerzhafte Einschnitte sein, Einschnitte, bei denen es richtig quietscht, wenn das Geld dahinriestert.

Nun ist da aber noch ein Haken: Wie retten jene Deutschen ihren Lebensabend, die keine Reise zum Streichen haben, weil das Geld dafür nicht reicht? Sie müssten logischerweise gleich den ganzen Urlaub streichen. 24 oder 25 Urlaubstage sind auch genug, das hat schon Commerzbank-Chef Müller kürzlich gesagt, und sind es nicht die Japaner, die ihre Wirtschaftsmacht der Tatsache verdanken, dass sie nur zehn Tage Jahresurlaub haben und vor lauter Fotografieren zum Geldausgeben dabei überhaupt nicht kommen?

Vor allem die Arbeitslosen sollten auf Steinbrück hören. Ja, es muss aufhören, dass sie den lieben langen Tag in den Bars von Marbella rumhängen oder mit dem Speedboat vor Palm Beach kreuzen, ohne an ihre Altersversorgung zu denken. Drei Wochen Usedom sind genug, da treffen sie dann auch Peer Steinbrück, dessen Eltern sich in Heringsdorf kennengelernt haben. Es sei denn, er verzichtet auch auf den Urlaub. „Wir müssen verzichten!“ hat er der „Hör zu“ gesagt, wir. Aber ob er damit wirklich sich selbst meint?

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