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Politik: Dresden befürchtet rechtsextremes Sammelsurium

60. Jahrestag der Bombennacht: Verfassungsschutz rechnet mit bis zu 7000 Neonazis aus ganz Europa

Von Frank Jansen

Dresden – Angesichts der für Sonntag angemeldeten Demonstration tausender Neonazis in Dresden befürchtet der Präsident des sächsischen Verfassungsschutzes, Rainer Stock, einen „verheerenden Imageschaden“ für die Stadt. „Wir erwarten ein Bundes-Sammelsurium der rechtsextremen Parteien, Neonazi-Kameradschaften und Skinheads“, sagte Stock dem Tagesspiegel. Er rechne mit mindestens 5000 Teilnehmern, schließe aber selbst 7000 nicht aus. Auch Extremisten aus Österreich, Schweden, Spanien und anderen europäischen Ländern kämen wohl nach Dresden. Und es sei sicher, dass sich die meisten Anführer des rechtsextremen Spektrums einfänden, darunter die Parteichefs von NPD und DVU, Udo Voigt und Gerhard Frey, Funktionäre der „Republikaner“ und der kürzlich vom Berliner Landgericht wegen Volksverhetzung verurteilte Ex-NPD-Anwalt Horst Mahler.

Als „Störerpotenzial“ gegen den rechtsextremen „Trauermarsch“ am 60. Jahrestag der Dresdener Bombennacht seien mindestens 500 Linksextremisten zu erwarten, sagte Stock. Sollte es der Polizei gelingen, sie von den Rechten fern zu halten, sei zu befürchten, dass sie im weiteren Stadtgebiet randalierten und bürgerliche Veranstaltungen zum Gedenken an die Bombenopfer stören wollten. Bereits am heutigen Sonnabend könne es zu ersten Konfrontationen kommen. Linksextremisten wollen im Zentrum „gegen Geschichtsrevisionismus“ demonstrieren.

Laut Stock hat die NPD durch den Eklat im Landtag bei ihren Protestwählern an Sympathie verloren. So seien NPD-Mitglieder von Bürgern gefragt worden, „was habt ihr für einen Blödsinn gemacht?“ Die NPD-Fraktion hatte sich, wie berichtet, Ende Januar einer Gedenkminute für die Opfer des Holocausts verweigert und damit weltweit Empörung ausgelöst.

Die Zahl der NPD-Mitglieder in Sachsen ist allerdings gestiegen. Waren es vor der Landtagswahl im September 2004 unter 800, sei nun von 950 auszugehen. Bei den Neuen handle es sich meist um „hartgesottene Rechtsextremisten“ und nicht um normale Bürger.

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