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Politik: DRK-Präsident Knut Ipsen: "Helfer müssen ihr Daseinsrecht stündlich beweisen"

Die Formulierung eines Humanitären Völkerrechts ging auf die Initiative des Rot-Kreuz-Gründers Henry Dunant zurück. Über 50 Jahre Genfer Abkommen sprach Paul Stoop mit dem Präsidenten des Deutschen Roten Kreuzes, Knut Ipsen.

Die Formulierung eines Humanitären Völkerrechts ging auf die Initiative des Rot-Kreuz-Gründers Henry Dunant zurück. Über 50 Jahre Genfer Abkommen sprach Paul Stoop mit dem Präsidenten des Deutschen Roten Kreuzes, Knut Ipsen.

Gibt es für Sie einen Grund zum Feiern?

Eigentlich nicht, denn die Genfer Abkommen wurden entworfen für Situationen im Krieg und bewaffneten Konflikten. Gleichwohl muss man die Abkommen würdigen; es gibt keinen völkerrechtlichen Vertrag, der von so vielen Staaten anerkannt wird.

Aber sind Hilfsorganisationen heute mehr in der Defensive als in früheren Jahrzehnten?

Das muss bedauerlicherweise bejaht werden. In früheren Jahrzehnten mit Konflikten zwischen Staaten war es klarer, dass Hilfsorganisationen anerkannt und den Abkommen entsprechend geachtet wurden. Wir haben etwa im Jahr 1992 weltweit 52 bewaffnete Konflikte erlebt, die fast alle nicht-internationale Konflikte waren. In solchen Situationen, mit Bürgerkriegsbewegungen, diffus in Gruppen organisierter Bevölkerung, mit ungehemmter Anwendung von Waffengewalt, müssen Hilfsorganisationen täglich und stündlich ihr Daseinsrecht verteidigen. Man darf dabei nicht vergessen, dass sie notwendiger denn je sind.

Wie kann der Schutz verbessert werden - durch neue Zusatzprotokolle etwa?

Man kann die Schutzmechanismen nur durch Aktivitäten vor Ort verbessern. In Kolumbien gibt es eine sehr starke Guerillero-Betätigung. Dort habe ich gesehen, wie das örtliche Rote Kreuz den Comandantes der Guerilleros erläutert, dass wenigstens die Regeln zum Schutz von Wehrlosen beachtet werden müssen. So etwas kann nur durch direkte Einwirkung funktionieren auf jene, die die Waffen führen.

Was kann die Bundesregierung beitragen zur Stärkung des Genfer Systems?

Die Bundesrepublik hat ein gut entwickeltes Unterrichtungssystem für ihre Streitkräfte. Im Rahmen der Entwicklungshilfe könnte sie aber den Gesellschaften, in denen Rot-Kreuz-Gesellschaften im Aufbau sind, helfen, dass die Unterrichtung so entwickelt werden kann wie in Kolumbien.

Wie ist das Verhältnis zum Militär, wenn dieses an die Stelle der Hilfsorganisationen tritt, wie zeitweise im Kosovo?

Grundsätzlich begrüße ich es, dass Streitkräfte wie im Kosovo Sofortmaßnahmen ergreifen, und etwa Flüchtlingslager aufbauen. Aber Streitkräfte bleiben Kombattanten, sie bleiben angreifbar. Man muss aber beachten, dass Organisationen wie das Rote Kreuz oder der Rote Halbmond nicht mit den Streitkräfte verwechselt und möglicherweise auch angegriffen werden. Wenn sich die Verhältnisse normalisiert haben, muss eine klare Unterscheidung gemacht werden.

Gibt es für Sie einen Gr, zum Feiern?

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