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Die Waffen für den Angriff auf Saudi-Arabien sollen laut Militärkoalition aus dem Iran stammen.

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Update

Drohnenattacke auf Ölfelder: Von Saudis geführte Militärkoalition macht Iran für Angriff verantwortlich

Es deute alles darauf hin, dass die verwendeten Waffen aus dem Iran stammten, sagt der Sprecher der Allianz. Teheran weist das zurück.

Bei den Angriffen auf zwei Öl-Anlagen in Saudi-Arabien sind nach Angaben der im Jemen kämpfenden Militärkoalition Waffen aus dem Iran zum Einsatz gekommen. Bei der noch laufenden Untersuchung deute alles darauf hin, "dass die Waffen, die bei beiden Angriffen genutzt wurden, aus dem Iran stammten", sagte der Sprecher der von Saudi-Arabien angeführten Militärkoalition, Turki al-Maliki, am Montag vor Journalisten in Riad. Nun werde untersucht, von wo aus die Waffen abgefeuert wurden.

Jemens Huthi-Rebellen verfügen über Drohnen des Typs „Kasef-1“, die nach Ansicht von UN-Experten nahezu identisch mit dem iranischen Typ „Ababil“ sind. Diese unbemannten Flugzeuge haben eine Reichweite von 100 bis 150 Kilometern. Die am Wochenende angegriffenen saudischen Ölanlagen liegen von der Grenze zum Jemen allerdings etwa 800 Kilometer entfernt. Im Juli dieses Jahres hatten die Huthis neue Drohnentypen der Öffentlichkeit vorgestellt. Experten gehen davon aus, dass diese eine Reichweite von bis zu 1000 Kilometern haben könnten.

Zuvor hatten auch die USA den Iran für die Angriffe auf zwei Öl-Anlagen des saudiarabischen Staatskonzerns Aramco verantwortlich gemacht. Zu den Attacken am Samstag hatten sich zwar die jemenitischen Huthi-Rebellen bekannt, die US-Regierung glaubt das jedoch nicht. Teheran weist die Anschuldigungen aus Washington entschieden zurück.

Am Montagnachmittag schrieb der für das Pentagon zuständige Korrespondent des US-Senders Fox News, Lucas Tomlinson, auf Twitter, Behördenvertreter hätten ihm gesagt, dass die Marschflugkörper und Drohnen von iranischem Boden gestartet seien. Eine Bestätigung dafür gab es zunächst nicht.

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Wie schwerwiegend waren die Attacken?

Die Huthi-Rebellen hatten in den vergangenen Monaten mehrere Raketen- und Drohnenangriffe auf das Nachbarland Saudi-Arabien gestartet und dabei die Energie-Infrastruktur des Königreichs getroffen. Die Huthis, die vom Iran unterstützt werden, bezeichneten ihre Attacken als Vergeltung für den von Riad angeführten Militäreinsatz im Jemen.

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Die neuen Angriffe hatten jedoch eine andere Dimension: Die USA sprachen von einem "beispiellosen Angriff auf die globale Energieversorgung". Am betroffenen Standort in Abkaik befindet sich die weltweit größte Ölaufbereitungsanlage, in Churais ein riesiges Ölfeld. Nach Angaben des saudiarabischen Energieministers Prinz Abdulasis bin Salman war die Hälfte der gesamten Produktion des Aramco-Konzerns betroffen, geschätzt 5,7 Millionen Barrel Rohöl pro Tag, fast sechs Prozent der weltweiten Rohölversorgung.

Wer ist verantwortlich?

Die Huthi-Rebellen im Jemen behaupten, sie hätten eine ganze Reihe von Drohnen auf Saudi-Arabien abgefeuert. Die USA bezweifeln das. Laut US-Außenminister Pompeo gibt es "keinen Beweis, dass die Angriffe aus dem Jemen kamen". Und Teheran bestreitet seit langem, die Huthi-Rebellen mit Waffenlieferungen zu unterstützen.

Das "Wall Street Journal" veröffentlichte am Samstagabend einen Bericht, wonach ungenannten Quellen zufolge die USA und Saudi-Arabien die Möglichkeit untersuchten, ob auch Marschflugkörper, die aus dem Irak oder dem Iran abgefeuert wurden, bei dem Angriff zum Einsatz kamen. Der Irak, wo ebenfalls pro-iranische Milizen aktiv sind, weist aber jegliche Verbindung zu den Attacken zurück.

Könnten die Angriffe zu einem größeren Konflikt führen?

Wenn sich herausstellen sollte, dass Teheran für die Angriffe verantwortlich war, würde das vor allem US-Präsident Donald Trump in eine schwierige Situation bringen. Zuletzt hatte er mehrfach signalisiert, auf den Iran zugehen zu wollen. Er befeuerte auch Spekulationen, es könne am Rande der bevorstehenden UN-Vollversammlung in New York zu einem Treffen mit Irans Präsident Hassan Ruhani kommen.

Vor dem Hintergrund der neuen Spannungen schlug Trump aber völlig andere Töne an: Die USA stünde mit "geladener" Waffe bereit, erklärte er nach den Angriffen in Saudi-Arabien. Washington warte nun auf die Einschätzung Riads, "wer seiner Meinung nach hinter dem Angriff steckt und auf welche Weise wir vorgehen sollen". Die internationale Gemeinschaft reagierte angesichts der martialischen Töne alarmiert: Die EU, Deutschland, Russland und China riefen zur Zurückhaltung und warnten vor einer militärischen Eskalation in der Region.

Denn die erneuten Vorfälle verschärfen nicht nur die Spannungen zwischen Teheran und Washington, sondern auch zwischen Saudi-Arabien und seinem Erzfeind Iran. Die beiden Mächte führen seit Jahrzehnten einen Kampf um die Vorherrschaft in der Golfregion.

Saudi-Arabiens mächtiger Thronfolger, Kronprinz Mohammed bin Salman, verkündete, sein Land sei "willens und fähig", auf diese "terroristische Aggression" zu reagieren. Der Nahost-Experte James Dorsey hält einen Vergeltungsakt jedoch für unwahrscheinlich, weil "die Saudis keinen offenen Konflikt mit dem Iran suchen".

Warum kann Saudi-Arabien diese Angriffe nicht stoppen?

Saudi-Arabien hat Milliarden investiert, um militärisch aufzurüsten. Unter anderem wurden hochentwickelte Kampfflugzeuge angeschafft. Bisher war das Arsenal jedoch wirkungslos gegen die Angriffe der Huthis, die sich auf Guerilla-Aktionen spezialisieren.

Während die Ölquellen des Königreichs, die über ein riesiges Gebiet verteilt sind, ein eher schwieriges Ziel sein können, sind die verschiedenen Ölverarbeitungsanlagen des Landes wesentlich verwundbarer. Die jetzt getroffene Anlage in Abkaik gilt laut dem in Washington ansässigen Center for Strategic and International Studies als "verwundbarster" Standort. (AFP, dpa)

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