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Politik: Dubiose Nachrichtendienste (Kommentar)

Ein Veruntreuungsfall, in dem es um 8,6 Millionen Schweizer Franken geht, weitet sich zur Staatsaffäre aus. Mit dem Namen des ehemaligen Rechnungsführers des eidgenössischen Militär-Nachrichtendienstes, Dino Bellasi, verbindet sich der Verdacht, in der Schweiz habe es Leute gegeben, die am Aufbau eines zweiten Geheimdienstes gearbeitet hätten.

Ein Veruntreuungsfall, in dem es um 8,6 Millionen Schweizer Franken geht, weitet sich zur Staatsaffäre aus. Mit dem Namen des ehemaligen Rechnungsführers des eidgenössischen Militär-Nachrichtendienstes, Dino Bellasi, verbindet sich der Verdacht, in der Schweiz habe es Leute gegeben, die am Aufbau eines zweiten Geheimdienstes gearbeitet hätten. Ein Geheimdienst, geheimer als der eigentliche Nachrichtendienst - derartige Umtriebe erinnern viele Schweizer unwillkürlich an die Endphase des Kalten Krieges, als Schweizer Nachrichtendienstler in der "Fichen-Affäre" Hunderttausende Eidgenossen bespitzelten. Auch einen geheimen Schweizer Nachrichtendienst hat es in dieser Zeit schon gegeben. Was aber wäre von einer "Privatarmee" zu halten, von der nun auch die Rede ist? Gerade in der Schweiz lässt allein die Vorstellung von einer gegen den Bürgerwillen aufgebauten Armee aufhorchen. Der Eidgenosse und das Militär - nicht nur Max Frischs "Dienstbüchlein" gibt Zeugnis ab von der Verankerung des Militärs im Schweizer Gemeinwesen. In den letzten Jahren haben Lawineneinsätze, die Hilfe von Soldaten bei Unwettern oder militärische Auslandseinsätze das Ansehen der Schweizer Armee unter den Eidgenossen tatsächlich gemehrt. Wenn die langmütigen Schweizer nun dennoch die Geduld verlieren, dann liegt das nicht am Militär. Es sind die eidgenössischen Nachrichtendienste, deren Ruf nicht nur im Ausland angekratzt ist.

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