zum Hauptinhalt
Wie wirkt sich die Corona-Krise auf Kinder aus?

© picture alliance / Nicolas Armer/dp

Update

Dunkelfeld in Corona-Krise hoch: Sexueller Missbrauch von Kindern nimmt zu

Laut Polizeilicher Kriminalstatistik sind 2019 mehr Kinder Opfer von sexueller Gewalt. Die Coronakrise könnte laut BKA zu einer Gewalt-Zunahme führen.

Die Zahlen sind alarmierend: Mehr Jungen und Mädchen wurden im vergangenen Jahr Opfer von sexueller Gewalt. Die Polizeiliche Kriminalstatistik 2019 registrierte 15.936 Fälle, im Vergleich zum Vorjahr ein Anstieg von mehr als 1.000 Fällen.

Zudem stieg die Zahl der gemeldeten Fälle der Verbreitung von Kinderpornografie: 12.262 Fälle registriert die Statistik, eine Steigerung um 65 Prozent. Noch erschreckender dabei: Häufig waren es Jugendliche, die das Material verbreiteten und über Messenger-Dienste mit Freunden teilten.

Im vergangenen Jahr wurden 112 Kinder vorsätzlich oder fahrlässig getötet oder sind in Folge von Körperverletzung gestorben, wie der Präsident des Bundeskriminalamtes, Holger Münch, am Montag in Berlin mitteilte. Im Jahr zuvor waren es 136 Kinder. 93 Kinder waren 2019 unter 6 Jahre alt.

Was den Missbrauchsbeauftragten der Bundesregierung, Johannes-Wilhelm Rörig, dabei weiter umtreibt, ist die Sorge, dass trotz der alarmierenden Zahl in Zeiten von Corona der Kinderschutz als weniger wichtig angesehen wird. Dabei seien Kinder durch häusliche Isolation noch größeren Gefahren familiärer Gewalt ausgesetzt, befürchtet er.

Kampf gegen sexuelle Gewalt trotz Corona vorantreiben

Rörig dringt deshalb darauf, den Kampf gegen sexuelle Gewalt trotz Corona-Krise weiter voranzutreiben. „Nur wenn sich alle politischen und gesellschaftlichen Kräfte zusammentun und auch nach der Krise ihr Bestes geben, erreichen wir in Deutschland endlich den ersehnten Rückgang der Missbrauchszahlen“, so der Beauftragte. Rörig plädiert im Kampf gegen Kinderpornografie auf eine EU-rechtskonforme Vorratsdatenspeicherung. Die Täter dürften sich nicht mehr so sicher wie bisher vor Entdeckung fühlen. Die Rechte der Polizei müssten erweitert werden, um wirksam im Darknet zu ermitteln.

Beim Präsidenten des Bundeskriminalamtes, Holger Münch, stößt das auf Zustimmung. Münch wird zudem nicht müde zu betonen, dass die Zahlen nur das sogenannte Hellfeld anzeigen. Sie ließen aber keine Rückschlüsse auf die tatsächlich begangenen Taten zu, weil viele Delikte nicht zur Anzeige gebracht würden. Das Dunkelfeld sei hoch und die Auflagen in der Corona-Pandemie könnten dazu beitragen, dass Konflikte in Familien eskalierten.

Mehr zum Thema:

Rörig setzte noch einen weiteren Schwerpunkt: In den Schulen müsse es mehr Unterricht in Medienpädagogik geben. Mit Blick auf die Verbreitung von kinderpornografischem Material durch Jugendliche müsse es dabei auch um Fragen von Ethik und Menschenwürde gehen.

Und: Es sei schon vorher schwer gewesen, mit dem Thema Kinderschutz in Politik und Zivilgesellschaft durchzudringen. „Nur ein Bruchteil der Kraft, die jetzt im Kampf gegen Corona und seine Folgen eingesetzt wird, würde in meinem Themenfeld schon bahnbrechende Verbesserungen bringen und vielen tausend Mädchen und Jungen lebenslanges Leid ersparen.“ Der Kampf gegen Missbrauch und Folgen sei eine nationale Aufgabe. (KNA)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false