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Politik: Dutzende Tote bei Anschlag im Irak

Bei einem verheerenden Selbstmordanschlag auf ein Rekrutierungsbüro der irakischen Polizei sind in der Kurden-Metropole Erbil mindestens 47 Menschen getötet worden. Über 100 Menschen wurden verletzt. (04.05.2005, 17:27 Uhr)

Bagdad - Der Attentäter hatte sich vor einem Rekrutierungsbüro der Polizei in die Luft gesprengt. Der staatliche Fernsehensender Al-Irakija gab die Zahl der Toten mit 60 an. Im US-Nachrichtensender CNN erklärte ein örtlicher Journalist, Krankenhaus-Ärzte gingen von bis zu 90 Toten aus. Für viele der Verletzten gebe es keine Hoffnung mehr.

Vor dem Rekrutierungsgebäude hatten nach Angaben von Augenzeugen etwa 300 Bewerber für den Polizeidienst Schlange gestanden. Bei den meisten habe es sich um arbeitslose Jugendliche gehandelt, berichtete CNN. Der Anschlag wurde in einem dicht bewohnten Stadtviertel nahe einem Luxushotel und dem Büro der von Massud Barsani geführten Kurdischen Demokratischen Partei (KDP) verübt.

Bereits am 1. Februar 2004 waren in Erbil bei Selbstmordanschlägen auf zwei kurdische Parteibüros 117 Menschen getötet worden. Seitdem galt Erbil allerdings als relativ ruhig. Im kurdischen Fernsehen wurde die Bevölkerung am Mittwoch aufgefordert, alle verdächtigen Fremden zu melden. Örtliche Kurdenmilizen patrouillierten in den Straßen.

Seit Bildung der von Schiiten und Kurden dominiierten neuen Regierung vor einer Woche haben Aufständische ihre Angriffe verstärkt. Am Sonntag hatte sich ein Selbstmordattentäter im nordirakischen Tel Afar bei dem Begräbnis eines KDP-Politikers in die Luft gesprengt und dabei 25 Menschen mit in den Tod gerissen.

Der neue Ministerpräsident Ibrahim al-Dschafari bemühte sich am Mittwoch weiter, seine Kabinettsliste zu vervollständigen. Über drei Monate nach der Wahl sind sieben Ministerposten noch immer nicht besetzt. Mindestens fünf Ministerien sollen an die Sunniten gehen, die die Wahl am 30. Januar größtenteils boykottiert hatten.

Unterdessen teilte die Regierung in Bagdad mit, ein Cousin Saddam Husseins sei in den vergangenen Tagen nördlich von Tikrit festgenommen worden. Eiman Sabawi habe wie seine Brüder eine besonders aktive Rolle bei der Unterstützung des Terrorismus gespielt. Er habe Geld, Waffen und Sprengstoff für Anschläge besorgt. (tso) (tso)

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