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Von gestern: Die alte Medientechnik wird immer schneller von neuen Geräten und Techniken abgelöst. Hier eine TV-Halde in China.

© Imago/China Foto Press

DVB-T2 HD: Fernsehen - Unser teures Grundbedürfnis

Fernsehen wird immer teurer - und kostet jetzt auch bei den Privatsendern Geld. Aber wer bezahlt, sollte auch wählen können, was er kauft. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Joachim Huber

Das Fernsehen soll von Mittwoch an schärfer werden. Für 3,4 Milionen Haushalte in Deutschland, für 22,5 Prozent der Haushalte in Berlin, die Fernsehen via Antenne empfangen. DVB-T wird DVB-T2 HD, HD bedeutet Bilder in High-Definition-Qualität. Neue Programme kommen dazu, bis zu 40 können es je nach Region werden.

Warum will kein Jubel ausbrechen? Der Fernsehkonsument muss feststellen, dass ihm unter der Camouflage des technischen Fortschritts ständig teureres Fernsehen aufgedrückt wird. DVB-T2 HD bei den privaten Programmen geht einher mit Verschlüsselung und Gebühren von 69 Euro pro Jahr und pro Gerät. Die Sender argumentieren mit höheren Produktions- und Verbreitungskosten, den Nachweis unterlassen sie und verweisen lieber auf das Schließen der Gerechtigkeitslücke: Wer beim Satellitenempfang von RTL & Co. auf die Porentiefe der HD-Qualität nicht verzichten will, muss ebenfalls zuzahlen. Was nach Gleichbehandlung klingt, ist tatsächlich nur doppeltes Kassemachen.

DVB-T wird abgeschaltet, bald wird die für den Kunden kostengünstige Analog-Verbreitung im TV-Kabel verschwinden, das Ende der Satelliten-Übertragung in Standard-Auflösung gerät in Sichtweite. Das wird die Sender freuen, weil sie dann die Doppelausstrahlung in SD- und in HD-Standard aufgeben können. Wetten, dass sie die Ersparnis nicht an den Konsumenten weitergeben?

Die Digitalisierung läuft - egal, ob der Konsument das will oder nicht

Die Fernsehausstrahlung wird digital, das Free-TV wird flächendeckendes Pay-TV, weil über die Zwangsabgabe für ARD und ZDF hinaus jeder für seinen Fernsehempfang wird zahlen müssen. Eine wahre Alternative haben die Fernsehhaushalte nicht, sie müssen einen Empfangsweg wählen, wenn sie keinen TV-Blackout erleben wollen.

Mein persönlicher Eindruck ist, dass nicht nur die Bildschirme, sondern auch die Programme immer flacher werden. Mich bewegt dabei die Frage, welchen Mehrwert hat es für den Einzelnen, wenn medialer Trash in immer höherer technischer Qualität übertragen wird?

schreibt NutzerIn Maria_M

Der technische Fortschritt arbeitet für die Sender, für die Kabelnetz- und Satellitenbetreiber. Bei der Umstellung von DVB-T zu DVB-T2 HD endet ihr Ehrgeiz beim betroffenen Konsumenten in Warnhinweisen, dass der Konsument bei der Umrüstung der Antennenanlage nicht säumen und nicht geizig vorgehen sollte. Gefragt, ob er überhaupt ins TV-Paradies wechseln will, wurde er nicht.

Individualisierung wäre möglich

Die Sender und die Infrastrukturbetreiber werden dem wachsenden Vorwurf ihrer Arroganz – wir bestimmen, wie viel ihr bezahlt – begegnen müssen. Gar nicht so schwer. Digitalisierung heißt Verschlüsselung heißt Adressierbarkeit heißt Individualisierung von Fernsehempfang. Der TV-Konsument muss ins Recht gesetzt werden, über den Umfang der nachgefragten Programmleistung selbst zu bestimmen: nicht irgendwelche voluminösen, zusätzlichen, verdeckten Paketlösungen, sondern Individualempfang und individuelle Abrechnung. Das funktioniert bei Wasser und Strom, da sollte es beim Fernsehen auch funktionieren können.

Fernsehen ist für Millionen Menschen ein Grundbedürfnis, da müssen in der Beziehung zwischen Sender und Empfänger mehr Regeln greifen als die Grundgewissheit der Lieferanten von der Abhängigkeit der Belieferten. Die Haushalte hängen mit der Zahlungspflicht für das öffentlich-rechtliche Fernsehen schon am Abgabe-Haken. Vielleicht fängt da der Ausgleich zwischen Nehmen und Geben an? Weg mit der geräteunabhängigen und her mit der geräteabhängigen Gebühr! Digitalisierung und Verschlüsselung machen es möglich. Pay-TV eben.

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