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Ecuador: Der Bürgerrevolutionär

Ecuadors Präsident Correa kann heute auf seine Wiederwahl hoffen – doch die Krise steht erst noch bevor

Zufrieden mustert Rafael Correa im Vorbeifahren die Erdhaufen und Bagger neben der Panamericana-Straße südlich von Quito. Das ist der Fortschritt, mit dem der ecuadorianische Präsident seine „Bürgerrevolution“ gerne verbindet, und der ihm am Sonntag Umfragen zufolge die Wiederwahl sichern wird. 144 Millionen Dollar habe er für den Ausbau der Panamericana bereitgestellt, ruft er später in die Menge, die sich in der Kleinstadt Pujili im Andenhochland eingefunden hatte. Für 13 Millionen seien Bewässerungskanäle gebaut worden, 130 000 neue Wohnungen habe seine Regierung gebaut und die Strompreise gesenkt, während seine Vorgänger immer nur Preise erhöht und Sozialausgaben gesenkt hätten. „Dankt es nicht mir, es ist euer Geld, das ich verwalte und mit dem sich die anderen Präsidenten früher die Taschen füllten! Für sie waren die Auslandsschulden wichtiger, jetzt sind die Armen zuerst dran!“, ruft Correa, der vor kurzem ein Schuldenmoratorium verkündet hat. Um sicher zu sein, dass seine Botschaft beim überwiegend indigenen Publikum auch ankommt, wiederholt er seine Worte auf Quechua. „Weg mit den Korrupten, keinen Schritt zurück!“, schallt es ihm aus der Menge entgegen.

Seine Infrastruktur- und Sozialmaßnahmen – darunter eine Zuwendung von 30 Dollar monatlich für Bedürftige – haben dem 46-jährigen, charismatischen Ökonomen einen starken Rückhalt gesichert. „Dank Correa haben wir in unserem Dorf San Gerardo jetzt genügend Lehrer und Computer an der Schule, und am Gesundheitsposten bekommen wir gratis Medikamente und Untersuchungen. Mir hat er außerdem ein Haus bauen lassen“, sagt die 25-jährige Olga Armas, die die grüne Fahne von Correas Bewegung „Pais“ schwenkt. „Populismus“ wirft die Opposition dem Staatschef vor, der in seinen zwei Jahren Amtszeit eine neue Verfassung hat ausarbeiten lassen, den ausländischen Konzessionären im Erdöl- und Telekomsektor höhere Steuern abrang und Firmen einflussreicher Magnaten enteignete, um Kleinstsparer zu entschädigen, die von diesen Magnaten vor zehn Jahren bei einem Bankencrash um ihr Erspartes betrogen worden waren. Sollte Correa gewinnen, kann er weitere vier Jahre regieren und sich laut der neuen, im Oktober per Referendum angenommenen Verfassung einmal wiederwählen lassen.

Viel entgegenzusetzen hat die Opposition ihm nicht. Correas wichtigste Gegner sind der Millionär und Bananenkönig Alvaro Noboa, ein Rechtspopulist, der mit seiner Ehegattin als Vize antritt und schon zum vierten Mal kandidiert, sowie Ex-Präsident Lucio Gutierrez – ein Offizier, der an der Spitze einer indigenen Protestbewegung 2003 die Regierung stürzte, sich nach seinem Amtsantritt in den Dienst der Wirtschaftselite stellte und zwei Jahre später selbst von Straßenprotesten gegen seine neoliberale Sparpolitik aus dem Amt gefegt wurde.

Nach der Wahl dürfte Beobachtern zufolge das politische Konfliktpotenzial wachsen, denn dann wird Correa seine „Bürgerrevolution“ genauer definieren müssen. Ob seine heterogene Bewegung Pais eine klare Mehrheit im Kongress erringen und auch dann noch geschlossen hinter ihm stehen wird, ist unklar. Vor allem aber die Wirtschaftskrise könnte Ecuador in den kommenden Monaten treffen. Correa hat bereits eingeräumt, dass er 1,5 Milliarden Dollar benötigt, um das Haushaltsloch in diesem Jahr zu stopfen.

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