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Ecuador: Stichwahl zwischen Correa und Noboa

Der konservative Milliardär Alvaro Noboa hat die erste Runde der Präsidentschaftswahl in Ecuador überraschend gewonnen. Am 26. November muss er in die Stichwahl gegen seinen linksgerichteten Rivalen und Chavez-Freund Rafael Correa.

Quito - 26,7 Prozent der Wähler stimmten für Noboa und nur 22,5 Prozent für Correa, wie das Oberste Wahlgericht nach Auszählung von 70 Prozent der Stimmen mitteilte. In den Umfragen vor der Wahl hatte der 43-jährige ehemalige Wirtschaftsminister Correa stets vorn gelegen. Ein politischer Analyst begründete den Sieg Noboas mit seinen konkreten Lösungsvorschlägen.

An dritter Stelle landete mit 16,4 Prozent der Populist Gilmar Gutiérrez, Bruder des im April entmachteten Präsidenten Lucio Gutiérrez. Ihm folgte der gemäßigte Sozialist León Roldós, auf den 15,5 Prozent der Stimmen entfielen. Die Stimmenthaltungen lagen laut Wahlgericht bei rund 29 Prozent.

"Prügel" von den Mitbürgern für Correa

Nach der Wahl erklärte sich Correa trotz seiner Niederlage zum Sieger der ersten Wahlrunde. "Die Ergebnisse sind falsch; wir haben mit mindestens zwei Prozentpunkten Vorsprung gewonnen", sagte er. Bereits während seiner Stimmabgabe hatte er vor Wahlbetrug gewarnt und damit gedroht, er lasse sich seinen Sieg nicht "stehlen". Noboa erklärte seinen überraschenden Vorsprung vor Correa vor allem mit dessen freundschaftlichen Beziehungen zum linksnationalistischen venezolanischen Präsidenten Hugo Chávez. "Der Freund von Terrorismus, von Chávez und Kuba" habe von seinen Mitbürgern "Prügel" bezogen.

Der politische Analyst Santiago Nieto sieht den Grund für den Sieg Noboas in seinen konkreten Vorschlägen während der Wahlkampagne. "Während Correa nur provozierende Stellungnahmen abgegeben hat, konnte Noboa konkrete Ideen einbringen, wie er Stellen schaffen und Probleme in der Bildung sowie im Wohnungswesen lösen will", sagte Nieto. Noch am Abend eröffneten die beiden Kandidaten der Stichwahl den Wahlkampf. Bei einem informellen Duell im Fernsehen tauschten sie gegenseitige Beschuldigungen aus.

Insgesamt waren rund 9,2 Millionen Ecuadorianer am Sonntag auch zu Parlaments-, Regional- und Kommunalwahlen aufgerufen. Nach Angaben des früheren argentinischen Außenministers Rafael Bielsa, Chef des Wahlbeobachterteams der Organisation Amerikanischer Staaten (OAS), verlief der Urnengang weitgehend störungsfrei. Er habe keine "Unregelmäßigkeiten" festgestellt.

Nach zehn Jahren mit Staatspräsidenten aus der Mitte oder der Rechten des Parteienspektrums war allgemein mit einem deutlichen Schwenk nach Links gerechnet worden. Favorit Correa präsentierte sich als Verfechter eines radikalen Umschwungs mit deutlicher Opposition zur Politik Washingtons. Für die Parlamentswahl stellte er keine Kandidaten auf. Für den Fall seines Wahlsiegs kündigte er an, eine verfassunggebende Versammlung einzuberufen. Diese sollte eine neue Verfassung ausarbeiten, die die Rechte des Parlaments einschränkt.

Noboa verspricht dem Volk bessere Lebensverhältnisse

Noboa steht für eine völlig entgegengesetzte Politik. Der 56-jährige Liberale bekennt sich zu den USA und fordert einen Abbruch der diplomatischen Beziehungen zu Kuba und Venezuela. Den Wahlkampf bestritt er mit der Bibel in der Hand und der Warnung an seine Landsleute vor den "Linksextremen und Kommunisten um Correa", die ihnen ähnliche Lebensverhältnisse einbringen würden wie in Kuba. Er versprach 300.000 neue Behausungen für die Armen und kündigte an, er werde sechs Millionen Arbeitslose in die Mittelklasse aufsteigen lassen. Noboa gilt als reichster Mann des Landes, der sein Milliarden-Vermögen mit Bananen gemacht hat.

In den vergangenen zehn Jahren hatte Ecuador bereits sieben Präsidenten, von denen drei nach tumultartigen Aufständen gehen mussten. Der Präsident, der zugleich Regierungschef ist, wird einmalig für vier Jahre gewählt. Er tritt im Januar 2007 die Nachfolge von Alfredo Palacio an. (tso/AFP)

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