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Edward Snowden.

© AFP

Edward Snowden im ersten TV-Interview: Snowden bangt um sein Leben

Edward Snowden hat dem NDR sein erstes Fernsehinterview gegeben. Der frühere NSA-Mitarbeiter sprach über die Überwachung der Kanzlerin, die Methoden der NSA und Praktiken gegenüber deutschen Unternehmen.

Edward Snowden machte den Eindruck eines Mannes, der mit sich im Reinen ist. Zum Interview mit dem NDR-Reporter erschien er im weißen Hemd und dunklem Blazer, er saß entspannt in einem mit Goldschnitzereien verzierten Stuhl und antwortete ruhig und kontrolliert auf die Fragen. Und auch als er gleich zu Beginn des Gesprächs von den dramatischen Drohungen ihm gegenüber berichtete, blickte er dabei souverän und fast amüsiert in die Kamera.

"Regierungsvertreter wollen mich töten", sagte er. Als Beleg führte Snowden einen Artikel auf der Internet-Plattform „buzzfeed“ an. Mitglieder des Pentagon und der NSA hätten dem entsprechenden Reporter erzählt, dass sie Snowden umbringen wollten. „Diese Leute, und das sind Regierungsbeamte, haben gesagt, sie würden mir nur zu gerne eine Kugel in den Kopf jagen oder mich vergiften, wenn ich aus dem Supermarkt komme, und dann zusehen, wie ich unter der Dusche sterbe“, sagte Snowden ohne mit der Wimper zu zucken.

Vielleicht hat er diese Souveränität deshalb, weil er absolut von dem überzeugt ist, was er tut. Im vergangenen Frühjahr hat Snowden den Journalisten Glenn Greenwald und Laura Poitras in tagelangen Sitzungen die Praktiken des US-Geheimdienstes NSA dargelegt und Unmengen an Geheimdokumenten und -daten an sie weitergegeben. Da ihn kein europäisches Land aufnehmen wollte, lebt er nun im russischen Asyl. Dort spracht er nun zum ersten Mal in einem Fernseh-Interview über die Machenschaften der NSA.

Besonders dramatisch ist für ihn dabei offenbar das Programm XKeyscore, mit dem nach Snowdens Angaben die NSA - und möglicherweise auch mit ihr kooperierende Geheimdienste wie der BND - weltweit jede Email, jede Art der elektronischen Kommunikation mitverfolgen können. "Deutschland hat Zugang zu dem Programm", sagte jedenfalls Snowden. Die US-Regierung halte es "für eine gute Idee", ohne jeden Anfangsverdacht alle so verfügbaren Daten zu sammeln.

Zudem schnitt er ein weiteres Thema an, das zwar niemanden überraschen dürfte, das aber in dieser Deutlichkeit bisher nicht angesprochen wurde: Es gibt "keinen Zweifel", sagte der frühere Geheimdienstmitarbeiter, "dass die USA Wirtschaftsspionage betreiben". Ob nun konkret Siemens oder BMW ausspioniert würden, sagte er nicht. Snowden verwies darauf, wie auch bei anderen Fragen, dass er nur über konkrete Dinge sprechen wolle, die bereits von Journalisten enthüllt worden sind. Seine Art zu Antworten ließ aber kaum einen anderen Schluss zu, als dass quasi alle großen deutschen Firmen ausspioniert werden.

Ähnlich verlief das Gespräch, als es um das Abhören des Handys von Kanzlerin Angela Merkel ging. Genaues sagen wollte Snowden nicht, aber stellte eine rhetorische Frage: Ob es denn nicht sehr wahrscheinlich sei, dass jemand, der die Gespräche der Kanzlerin abhöre, auch die Gespräche anderer Regierungsmitglieder verfolgen wolle? "Ich kann sagen, dass Angela Merkel überwacht wurde", so Snowden. "Ich würde aber auch sagen, dass es wahrscheinlich ist, dass auch ihre Berater und andere Mitarbeiter der Regierung ausspioniert wurden."

Und offenbar geht der junge Mann auch nicht davon aus, dass er den Rest seines Lebens in Russland verbringen wird. Was er getan habe, habe "dem öffentlichen Wohl" gedient, sagte der 30-Jährige. Es werde für die US-Behörden deshalb schwer werden, ihren "Kreuzzug" gegen ihn fortzusetzen.

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