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Politik: Egon Krenz: "In Gottes Hand" - Der prominente Häftling gibt sich staatsmännisch

Am vergangenen Montag muss sich Egon Krenz ein bisschen gefühlt haben, als sei die DDR nie untergegangen. Der frühere SED-Generalsekretär saß zu Hause im Kreise seiner Familie, einige alte Freunde waren gekommen.

Am vergangenen Montag muss sich Egon Krenz ein bisschen gefühlt haben, als sei die DDR nie untergegangen. Der frühere SED-Generalsekretär saß zu Hause im Kreise seiner Familie, einige alte Freunde waren gekommen. Das Telefon klingelte pausenlos - Anrufer wollten dem "Genossen Egon" alles Gute zu seinem 64. Geburtstag wünschen.

Die aufmunternden Worte waren Balsam für die Seele von Krenz, der seit gut einem Jahr jede Nacht im Gefängnis verbringen muss. Zuspruch kann der frühere SED-Chef vor dem wichtigen Urteil des Europäischen Gerichtshofes gut gebrauchen. Das ehemalige DDR-Staatsoberhaupt selbst gibt sich staatsmännisch. Am Telefon will er seine Chancen nicht kommentieren, er wählt nur eine für Atheisten ungewöhnliche Bemerkung: "Vor Gericht und auf hoher See ist man immer in Gottes Hand." Immerhin - nach Straßburg fahren will Krenz nicht, obwohl er dafür von der Berliner Justizverwaltung Sonderurlaub bekommen hätte. Ist das vielleicht ein Zeichen dafür, dass es um seine Sache nicht besonders gut steht? Die Begründung von Krenz für die abgesagte Fahrt ist freilich eine andere: Die angekündigte kurze Urteilsverkündung sei die teure Reise nach Straßburg nicht wert. Wall.

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