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Frisch, schmackhaft, aber derzeit schwer zu verkaufen: Gurken und Tomaten.

© dpa

EHEC: Hamburger Patienten werden in Berlin behandelt

In Hamburg sind Klinikbetten für EHEC-Betroffene Mangelware - die Charité hilft aus. Die Behörden weiten ihre Verzehrempfehlung geografisch aus. Auch beim Küssen kann man sich theoretisch infizieren.

Patienten aus Hamburg, die an der EHEC-Darminfektion leiden, werden auch in Berliner Krankenhäusern versorgt. Wegen der Engpässe in norddeutschen Kliniken werden in den Häusern der Berliner Charité auch Patienten aus der besonders betroffenen Hansestadt, aber auch aus Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg behandelt. Bei einem Hamburger Patienten handelt es sich um ein Kind, die Eltern sind ebenso mit in die Hauptstadt gekommen. Bei der Charité wird jetzt auch eine Krankenschwester, die an der lebensgefährlichen HUS-Ausprägung der EHEC-Darmkrankheit leidet, behandelt. Alle zehn HUS-Patienten der insgesamt zwölf EHEC-Betroffenen in Berliner Kliniken sind schwer erkrankt.

Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) empfiehlt weiterhin, vorsorglich Tomaten, Salatgurken und Blattsalate nicht roh zu verzehren. Das betreffe insbesondere Waren, die in Norddeutschland auf dem Markt seien, sagte eine Sprecherin. Bereits zuvor war es weder dem BfR noch dem Berliner Robert-Koch-Institut möglich gewesen, den Begriff Norddeutschland klar zu definieren. Die meisten Fälle von EHEC-Erkrankungen und der lebensgefährlichen Variante HUS waren bislang in Hamburg, Bremen, Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern aufgetreten.

Auch über Küssen und in Schwimmbädern kann man sich theoretisch mit EHEC anstecken. "Grundsätzlich ist eine Infektionsmöglichkeit im Schwimmbad und beim Küssen gegeben", sagte eine BfR-Sprecherin am Dienstag dem Tagesspiegel. Wie bedeutsam diese Ansteckungswege sind, ließe sich aber nicht sagen. Die Hauptinfektionsquelle seien Lebensmittel. Die derzeitigen warmen Temperaturen begünstigen möglicherweise die Vermehrung der Erreger. "Je wärmer es ist, desto schneller vermehrt sich der Keim", sagte die Sprecherin. Generell würden bei EHEC bereits geringe Keimmenge für eine Ansteckung ausreichen.

Seit Beginn der aktuellen Welle Ende April ist am Dienstag ein erster tödlicher EHEC-Fall außerhalb Deutschlands aufgetreten. Im südwestschwedischen Boraas sei eine etwa 50-jährige Frau gestorben, teilte das behandelnde Soedra-Aelvborg-Krankenhaus mit. Das Opfer soll sich in Deutschland mit dem aggressiven Erreger infiziert haben.

In Deutschland waren in den vergangenen Tagen mindestens 15 Menschen nach einer Infektion mit dem EHEC-Erreger gestorben. Bundesweit sind offenbar hunderte Menschen mit dem Darmkeim infiziert. In einer repräsentativen Umfrage des Kölner Instituts Yougov gab die Hälfte der Befragten an, derzeit auf rohes Gemüse zu verzichten.

Das Hamburger Hygiene-Institut hatte Ende vergangener Woche EHEC-Keime auf Gurken aus Südspanien nachgewiesen. Der unter Verdacht stehende Bio-Betrieb hatte auch Gurken nach Berlin geliefert. Die Senatsgesundheitsverwaltung geht aber nicht davon aus, dass dieses Gemüse kontaminiert war, da die Zahl der Erkrankungen in der Hauptstadt verhältnismäßig gering sei.

Dass der spanische Betrieb tatsächlich die Quelle der Verunreinigung ist, ist nicht nachgewiesen. Die Gurken könnten demnach auch auf dem Transportweg und außerhalb Spaniens verseucht worden sein.

Ein neuer Schnelltest soll den EHEC-Keim nun binnen weniger Stunden nachweisen können. Das Verfahren kann den Keim auch auf Gemüse nachweisen, sagte ein Sprecher des Universitätsklinikums Münster der Nachrichtenagentur dpa.

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