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Ehemalige GUS-Staaten: Neue Terrorcamps in Zentralasien?

Die zentralasiatischen Anrainerstaaten von Afghanistan und Pakistan werden nach Einschätzung von Experten zusehends von Islamisten als Raum für terroristische Ausbildungslager genutzt.

Vor allem Usbekistan, Turkmenistan, Tadschikistan und der Westen Chinas könnten sich in absehbarer Zeit zum neuen Agitationsgebiet von Extremisten entwickeln, sagt Terrorismusexperte Kai Hirschmann vom Institut für Terrorismusforschung und Sicherheitspolitik. Die Geheimdienste beobachteten entsprechende Entwicklungen schon seit Monaten „mit Sorge“.

Bislang war im Zusammenhang mit terroristischen Ausbildungscamps in erster Linie vom Standort Pakistan die Rede. Auch die drei vergangenen Dienstag im Sauerland verhafteten Terrorverdächtigen sollen in Pakistan für ihren Einsatz „geschult“ worden sein.

„Regionen, die wegen der geografischen Gegebenheiten und schlechter Infrastruktur schwer zugänglich sind, sind als potenzielle Rückzugsräume besonders gut geeignet“, sagt Hirschmann. Vor allem in Usbekistan, das von Norden nach Süden von einem Gebirgszug durchzogen ist und im Süden an Afghanistan grenzt, hätten Extremisten ein großes Aktionsfeld. Zudem bildeten die zentralasiatischen Länder der ehemals russischen Konföderation Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS) wegen ihrer zum Teil fragilen Staatsgebilde einen idealen Hort für Terroristen. „Das könnte die Krisenregion der Zukunft werden“, sagt der Terrorismusexperte.

Nach seiner Kenntnis seien radikale Islamisten auch im Begriff, die ethnische Minderheit der Uiguren im Westen Chinas zu unterwandern. „Die Extremisten werben im chinesischen Teil Kaschmirs seit geraumer Zeit bei der Bevölkerung um Sympathisanten“, sagt Hirschmann. China sei in der Angelegenheit alarmiert und habe das Thema bei einer Terrorismuskonferenz in Peking thematisiert. Das Siedlungsgebiet der Uiguren liegt an der Grenze zu Nordpakistan Die Mehrheit der Uiguren gehört dem sunnitischen Islam an.

Dass radikale Islamisten die zentralasiatische Region für sich deklarieren, zeigt auch die Tatsache, dass durch die geplanten Terroranschläge in Deutschland internationale Truppen – in diesem Fall die Bundeswehr – aus Usbekistan vertrieben werden sollten: Die Islamischer-Dschihad-Union (IDU) hatte sich am Dienstag zu den Anschlagsplänen bekannt und die Schließung eines deutschen Luftwaffenstützpunktes in Termes verlangt. Die Kaserne in der Nähe der usbekisch-afghanischen Grenze liefert logistische Unterstützung für die bis zu 3000 Bundeswehrsoldaten in Afghanistan. Es ist der einzige deutsche Luftumschlagplatz in Afghanistans Anrainerstaaten. Sarah Kramer

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