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Politik: Ehrung des Finnen für Vermittlung während der Kosovo-Krise

Es gibt nur wenige Politiker, die während der Kosovo-Krise und des folgenden Krieges der Nato gegen Jugoslawien im ersten Halbjahr 1999 an Profil gewonnen haben. Finnlands Präsident Martti Ahtisaari (62) ist dies gelungen.

Es gibt nur wenige Politiker, die während der Kosovo-Krise und des folgenden Krieges der Nato gegen Jugoslawien im ersten Halbjahr 1999 an Profil gewonnen haben. Finnlands Präsident Martti Ahtisaari (62) ist dies gelungen. Der in seiner Heimat umstrittene Sozialdemokrat war der wohl wichtigste diplomatische Spieler im Ringen um eine politische Lösung auf dem Balkan. Dafür wird er nun mit dem Hessischen Friedenspreis ausgezeichnet. Dank "seiner Neutralität und seinem Verhandlungsgeschick" habe der Autor des Abkommens über den Rückzug der serbischen Truppen ein Ende der militärischen Operation im Kosovo erreicht. Am 15. Juni wird Bundespräsident Rau die Laudatio auf Finnlands Staatsoberhaupt halten.

Russlands Balkan-Vermittler Tschernomyrdin war es damals, der Ahtisaari im Mai als EU-Vermittler ins Spiel gebracht hatte. Und auch US-Außenministerin Albright war von seinem Talent als Nato-Emissär überzeugt. Doch der in Russland geborene Finne wollte sich nicht leicht vor den Karren einer internationalen Gemeinschaft spannen lassen, von dem er nicht wusste, wohin er ihn führen sollte. Und so gab Ahtisaari seinen Gönnern zunächst einen Korb, als sie ihn umgehend zu Verhandlungen nach Belgrad schicken wollten, ohne überhaupt eine gemeinsame Linie der 15 EU-Länder, Washingtons und Moskaus erreicht zu haben. Erst als sich die Regierungen geeinigt hatten, verhandelte er am 2. Juni erstmals mit seinem jugoslawischen Kollegen Milosevic. Nach drei Sitzungen mit ihm reiste er am Abend des 3. Juni mit dessen Zustimmung zum Friedensplan zum G 8-Gipfel nach Köln. Während der Luftangriffe auf Jugoslawien war es Ahtisaari, der zur Einbindung Russlands in die Verhandlungen mahnte und Moskau mit Unterstützung Deutschlands zurück ins Boot holte. Schließlich fand der Finne während der Doppelstrategie "Bomben und verhandeln" zur Rolle seines Lebens. Die ihm nach eigener Ansicht schmeichelndste Auszeichnung erhielt er schon 1992 - als "optimistischster Finne des Jahres".

Claudia Lepping

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