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Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer, CDU.

© Ronald Bonss/dpa

Ehrung des Semperopernballs für al Sisi: Sachsens Regierung wusste vorab vom Orden für Ägyptens Diktator

Die sächsische Staatskanzlei war frühzeitig informiert über die Ehrung für al Sisi. Offen ist, wann Ministerpräsident Michael Kretschmer davon erfahren hat.

Von Matthias Meisner

Die sächsische Staatskanzlei wusste mindestens eine Woche vorher von der geplanten Verleihung des Semperopernballordens an den ägyptischen Diktator Abdel Fattah al Sisi. Das bestätigte Sachsens Regierungssprecher Ralph Schreiber am Freitag auf Tagesspiegel-Anfrage.

Ball-Organisator Hans-Joachim Frey war am vergangenen Sonntag mit einer Delegation nach Kairo gereist, um den Machthaber des Landes auszuzeichnen, in dem es seit Jahren schwere Menschenrechtsverletzungen gibt.

Schreiber sagte, der Semperopernballverein habe die Staatskanzlei „in der Woche vor der erfolgreichen Libyen-Konferenz in Berlin, an der Präsident al Sisi teilnahm“ über die geplante Verleihung des St. Georg-Ordens in Kairo informiert.

Die Libyen-Konferenz hatte am 19. Januar stattgefunden. Erst fünf Tage später machte der Semperopernballverein die Auszeichnung für den früheren General und Armeechef al Sisi öffentlich und kündigte die Reise nach Kairo an.

Eine Abstimmung zwischen Staatskanzlei und Semperopernballverein über die Ordensvergabe sei nicht erfolgt, versicherte Schreiber. „Die Verleihung ist eine Entscheidung des Balls“, sagte er. Vom Opernball erhalte die Staatskanzlei die Information über Preisträger und Laudator.

„Absprachen dazu finden nicht statt, mit Ausnahme, wenn der Ministerpräsident Laudator sein soll oder wenn etwaige offizielle Vertreter von Staaten für den Ball den Freistaat Sachsen besuchen und eine protokollarische Begleitung angezeigt ist“, erklärte Schreiber.

Michael Kretschmer will den Ball eröffnen

Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) will am Opernball am 7. Februar teilnehmen - und gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin Annett Hofmann den Eröffnungswalzer tanzen. Die Frage, wann Kretschmer persönlich von der hoch umstrittenen Ehrung von al Sisi erfahren hat, ließ der Regierungssprecher unbeantwortet.

Eine klare Distanzierung zur Auszeichnung für al Sisi hatte Kretschmer vermieden. Vor Tagen sagte er: „Al Sisi ist kein Demokrat, es gibt Rechtsverstöße, aber dieser Mann leistet eine wichtige stabilisierende Arbeit in der Region.“

Ball-Organisator Frey hatte erklärt, man habe sich vorher abgesichert, auch bei der sächsischen Staatskanzlei. Später bezeichnete er die Verleihung des Ordens an al Sisi als Fehler, forderte diesen aber nicht zurück.

MDR-Moderatorin Mareile Höppner springt ein

Nach der scharf kritisierten Auszeichnung für al Sisi gibt es seit Tagen eine heftige Debatte über Konsequenzen. Dresdens Oberbürgermeister Dirk Hilbert (FDP) und die Semperoper fordern Gespräche über die Ausrichtung der Veranstaltung in den kommenden Jahren - es gibt Verträge mit dem Ballverein bis 2022. Platzen lassen wollen sie den diesjährigen Opernball aber ebenso wenig wie die Medienpartner des Balls.

Hilbert hatte am Donnerstag nach tagelangem Zögern verkündet, er wolle am Opernball teilnehmen.

Die ARD-Moderatorin Judith Rakers hatte den Vertrag über die Moderation des Balls aufgelöst - sie war damit die einzige, die konkrete Schlussfolgerungen zog. An ihrer Stelle soll nun die MDR-Moderatorin Mareile Höppner an der Seite von Sänger Roland Kaiser durch den Abend führen. Höppner ist unter anderem Moderatorin des vom MDR für die ARD produzierten Boulevardmagazins „Brisant“. Der MDR als Medienpartner überträgt den Ball wie in den Vorjahren live im Fernsehen.

Die „Sächsische Zeitung“, ebenfalls Medienpartner des Dresdner Opernballs, titelte am Freitag mit einem großen Foto von Mareile Höppner und der Zeile „Ich spiele beim Opernball von Herzen gern die Feuerwehr.“ Sie zitierte die Moderatorin mit den Worten: „Es gab in diesem Jahr viel Trubel um den Opernball. Daraus haben alle ihre Lehren gezogen, Haltung gezeigt.“ Sie fühle sich geehrt, nach 2016 zum zweiten Mal den Ball zu moderieren, sagte Höppner.

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