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Politik: Ein CSU-Lokalpolitiker will sich seine Verehrung für Eduard Dietl auch von Parteifreunden nicht ausreden lassen

Im oberbayerischen Bad Aibling trotzt ein CSU-Stadtrat, der den umstrittenen Nazi-General Eduard Dietl verehrt, der eigenen Partei, ihrem Generalsekretär Thomas Goppel und allen Versuchen, ihn umzustimmen. Was der Kommunalpolitiker der Christlich Sozialen Union, Willy Lindl, von der seit Jahren heftig geführten Diskussion über die Entmythologisierung des "Helden von Narvik" und den Umbenennungen von Straßen oder auch den ehemaligen Dietl-Kasernen der Bundeswehr in Füssen und Mittenwald hält, hat er auf seinem Grundstück in Bad Aibling klar zum Ausdruck gebracht: Einen Verbindungsweg, der über sein Grundstück verläuft, hat Lindl "Eduard-Dietl-Weg" getauft, indem er ein entsprechendes Schild aufstellte.

Im oberbayerischen Bad Aibling trotzt ein CSU-Stadtrat, der den umstrittenen Nazi-General Eduard Dietl verehrt, der eigenen Partei, ihrem Generalsekretär Thomas Goppel und allen Versuchen, ihn umzustimmen. Was der Kommunalpolitiker der Christlich Sozialen Union, Willy Lindl, von der seit Jahren heftig geführten Diskussion über die Entmythologisierung des "Helden von Narvik" und den Umbenennungen von Straßen oder auch den ehemaligen Dietl-Kasernen der Bundeswehr in Füssen und Mittenwald hält, hat er auf seinem Grundstück in Bad Aibling klar zum Ausdruck gebracht: Einen Verbindungsweg, der über sein Grundstück verläuft, hat Lindl "Eduard-Dietl-Weg" getauft, indem er ein entsprechendes Schild aufstellte.

In der Geburtsstadt Dietls sollte nach seiner Ansicht weiterhin das Andenken an den Lieblingsgeneral Hitlers hochgehalten werden, weil der in seinen Augen ein untadeliger, beliebter und vorbildlicher Heerführer gewesen sein soll. Zum 55. Todestag des 1944 bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommenen Generaloberst errichtete der CSU-Mann ebenfalls auf seinem Grund und Boden ein großes Holzkreuz mit der Inschrift "Eduard Dietl". Dies war Lindls Antwort auf das Abrücken seiner eigenen CSU-Fraktion und der Stadtratsmehrheit in Bad Aibling von dem Altnazi und Verehrer des "Führers".

Bei vielen alten Kameraden galt der 1890 in Bad Aibling als Sohn einer Beamtenfamilie geborene Dietl als eine Art bayerisches Bilderbuchmannsbild, das die Berge liebt, sich aufs Skifahren versteht und geradheraus redet. Der Berufssoldat und Oberleutnant im Ersten Weltkrieg war 1919 als Freiwilliger des Freikorps Epp angetreten, das Reich von "Bolschewisten, Proletariern, Separatisten und Juden" zu befreien und die Münchner Räterepublik niederzuwerfen.Noch vor Hitler trat er der Deutschen Arbeiterpartei/Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei, der Vorläuferin der NSDAP, bei. Hitler verhalf ihm später zu einer Blitzkarriere in der Wehrmacht. Bei der Besetzung Dänemarks und Norwegens stand Dietl an der Spitze der deutschen Truppen. Nach dem Abzug seiner Gebirgsjäger aus dem norwegischen Erzhafen Narvik befehligte er 1942 von Finnland aus den erfolglosen Vorstoß in Richtung Murmansk.

Das Militärgeschichtliche Forschungsamt Freiburg kam vor einigen Jahren zu der vorsichtigen Wertung, Dietls Leistungen als Truppenführer seien unbestritten, doch es gebe keinerlei Anzeichen dafür, daß er sich vom nationalsozialistischen Regime losgesagt oder auch nur Kritik an ihm geübt habe. Wesentlich zur Umbenennung der Dietl-Kasernen der Bundeswehr trug neben der Freiburger auch eine Studie des Militärgeschichtlichen Forschungsamts Potsdam bei. Danach trug Dietl die wehrstrafrechtliche Verantwortung für Greueltaten in Feldstraflagern in Finnland und Norwegen. Strafgefangene der Organisation Todt, Kriegsdienstverweigerer und Deserteure mussten dort arbeiten. Immer wieder soll das Wachpersonal der Wehrmacht schwache Strafsoldaten misshandelt und durch Genickschüsse getötet haben.

Weder die Stadt Bad Aibling noch das Landratsamt Rosenheim sehen sich im Stande, gegen die zweifelhafte Heldenverehrung des CSU-Lokalpolitikers Lindl einzuschreiten. Das vom Grundgesetz geschützte Eigentum verbiete ihnen einen solchen Schritt. Gegen den Dietl-Kult zog neben einer vom Sprecher der Pax-Christi-Bewegung, Jakob Knab, in Kaufbeuren gegründeten Initiative auch der Schriftsteller und Überlebende des Holocaust, Ralph Giordano zu Felde. Giordano forderte in einem Offenen Brief den bayerischen Ministerpräsidenten und CSU-Vorsitzenden Edmund Stoiber auf, dem "Dietl-Spuk" in Bad Aibling ein Ende zu bereiten und stellte die provozierende Frage: "Wo liegt Bayern?"

Im Auftrag Stoibers antwortete CSU-Generalsekretär Thomas Goppel, daß die CSU sich von allem distanziere, "was die verbrecherischen Geschehnisse zwischen 33 und 45 falsch darstellt, verniedlicht oder gar zu rechtfertigen versucht". Giordanos "Zuruf" habe er dem Ortsverband Bad Aibling übersandt, damit der "die deutliche Distanz der CSU zum nationalsozialistischen Regime" zum Ausdruck bringe. Eine Erörterung des "singulären Vorgangs" sei damit veranlasst. Willy Lindl aber schert sich keinen Deut darum, dass ihm die Aiblinger CSU nahegelegt hat, Kreuz und Schild zu entfernen. "Das Schild Dietl-Weg bleibt", ließ er wissen. Lediglich vom Kreuz hat er den Namen Eduard Dietl entfernt. Viele Aiblinger hätten gemeint, an ein Kreuz gehöre doch die an Christus gemahnende übliche Inschrift.

Rolf Linkenheil

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