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Politik: Ein Fax aus Damaskus

Syrien hat der irakischen Botschaft in der Türkei einen Maulkorb verpasst – und Ankara fürchtet einen neuen Krieg

Der irakische Botschaftssprecher in Ankara bedauerte: Die Botschaft habe Anweisung aus Damaskus, gar nichts mehr zu sagen, erklärte er einem türkischen Fernsehteam. „Die Anweisung kam aus Damaskus, nicht aus Bagdad?“, fragte der überraschte Reporter nach. Richtig, sagte der Sprecher: Das Fax kam aus Damaskus.

Auch in der Türkei gibt es also Hinweise darauf, dass führende Köpfe des Regimes von Saddam Hussein in Syrien eine neue Bleibe gefunden haben könnten. Dennoch ärgern sich viele Türken weniger über die syrische Regierung, als vielmehr über Washington: Der US-Druck auf Damaskus wird als Ouvertüre zu einem neuen Feldzug verstanden. Die Drohungen gegen Syrien seien Besorgnis erregend, sagte Außenminister Abdullah Gül am Montag.

Bei diesen Warnungen geht es Ankara nicht nur darum, einen zweiten Krieg in der Nachbarschaft zu vermeiden. Der tiefere Grund für die türkische Nervosität ist die Befürchtung, dass die USA die gesamte Region umkrempeln wollen und dass damit die geostrategische Position der Türkei verloren geht. Der Krieg im Irak sei nur ein Teil weit reichender Veränderung, sagte Sükrü Elekdag, Ex-Botschafter in Washington. Die USA wollten im gesamten Nahen Osten Regierungssysteme ändern und Grenzen neu ziehen. Die Falken in der US-Regierung hätten einen gefährlichen Masterplan, schrieb auch der Leitartikler Semih Idiz: „Diejenigen, die sagten, dass nicht Saddam, sondern Bush den Weltfrieden bedroht, hatten wirklich Recht.“

US-Präsident George W. Bush hatte am Sonntag seinen Vorwurf wiederholt, Syrien sei im Besitz chemischer Waffen. Das Beispiel Irak zeige, dass „wir es mit der Vernichtung von Massenvernichtungswaffen ernst meinen“, sagte Bush. Zugleich warnte Bush die Regierung in Damaskus davor, geflüchtete Mitglieder der gestürzten irakischen Regierung aufzunehmen. Die Sprecherin des syrischen Außenministeriums, Buthaina Schaaban, sagte, die Amerikaner hätten jahrelang davon gesprochen, dass es Massenvernichtungswaffen im Irak gebe. Bisher hätten sie dafür noch keine Beweise. „Ich möchte anmerken, dass es biologische, chemische und atomare Massenvernichtungswaffen im Nahen Osten gibt. Sie sind in Israel, nicht in Syrien“, sagte Schaaban in einem Interview des libanesischen Fernsehens.

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