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Politik: Ein Freund der Feinde

Eser Weizman ist am Sonntag gestorben - er kämpfte bis zuletzt für den Frieden im Nahen Osten

Israels siebter Staatspräsident Eser Weizman ist am Sonntag nach längerer Krankheit gestorben. „Ejser“ – wie ihn alle nannten – war zuerst einmal ein äußerst mutiger Kriegsheld, danach ein erfolgreicher Politiker, später ein einsichtiger Staatsmann und quer denkender Gratwanderer vom „Falken“ zur „Taube“. Deshalb wurde er ins falsche Amt gewählt: Statt Ministerpräsident wurde er Staatspräsident, nachdem er längst seinen Zenit überschritten hatte.

Weizman wollte nicht Staatspräsident werden, ließ sich aber schließlich doch überreden, das Amt zu übernehmen. Er füllte es, gelinde gesagt, höchst unkonventionell aus, aber auch erwartungsgemäß. Zunehmend verweigerte er sich Amtspflichten, die ihm nicht zusagten. Dafür bestand er darauf, jeder Familie eines Gefallenen oder Terroropfers einen Besuch abzustatten – nach dem Zusammenstoß zweier Armeehubschrauber waren dies in einem Fall mehr als 70 in einer Woche.

Weizman hielt für seinen alten Kampfgefährten, Konkurrenten, militärischen und politischen Vorgesetzten Jitzchak Rabin eine Trauerrede, die er mit Schilderungen von gemeinsamen Saufgelagen und anderen Peinlichkeiten spickte. Und er beendete seine Amtsperiode vorzeitig unter höchst misslichen Umständen, wegen eines längst verjährten Korruptionsverdachts gegen ihn.

So weit, so schlecht. Doch Weizmans Verdienste um den Staat Israel, vor allem um den Frieden in Nahost, sind einzigartig, verdienen höchsten Respekt. Der Mann, der die israelische Luftwaffe aufgebaut und danach kommandiert hatte, der als Operationschef der Armee und Vizegeneralstabschef wesentlich zum Triumph im Sechstagekrieg beitrug, drängte als Verteidigungsminister den zögernden Regierungschef Menachem Begin zum Frieden mit Ägypten. Seinen Schwager und Außenminister Mosche Dajan wusste Weizman dabei an seiner Seite. Er schloss Freundschaft mit Anwar al Sadat und schied später als Begins „Kronprinz“ aus Regierung und Likudpartei aus, weil ihm das von der Regierung vorgelegte Tempo auf dem Weg zum Frieden zu langsam schien.

Wegen seiner Geheimkontakte zur PLO flog er unter dem sturen Nationalisten Jitzchak Schamir aus dem Sicherheitskabinett. Als Staatspräsident lud er den bereits geächteten Palästinenserpräsidenten Jassir Arafat zu sich nach Hause ein, um gemeinsam einen Ausweg aus der Sackgasse zu finden.

Und bis zuletzt belagerte der Pensionär Weizman die politisch Verantwortlichen mit Ideen und Vorschlägen zum Friedensprozess. Dessen erfolgreiches Ende hat er, der aus einer sehr wohlhabenden und hoch angesehenen Familie stammte – sein Onkel Chaim Weizmann war Israels erster Staatspräsident – einmal so beschrieben: „Ich möchte wieder, wie in meiner Jugend, zu Hause in Haifa frühstücken, am Mittag in Damaskus speisen und in Beirut das Nachtleben genießen.“

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