zum Hauptinhalt

Politik: Ein Funken Hoffnung für Frieden in Sri Lanka

Norwegische Vermittler: Rebellen sind zu Zugeständnissen bereit / 15 ausländische Helfer getötet

Colombo - Norwegen hat einen ersten Erfolg zur Rettung des vom Scheitern bedrohten Friedensprozesses auf Sri Lanka erzielt. Der norwegische Gesandte Jon Hanssen-Bauer traf in der von Rebellen gehaltenen Stadt Kilinochi mit Führern der Befreiungstiger von Tamil Eelam (LTTE) zusammen, wie ein Sprecher der Gruppe am Sonntag sagte. Anschließend erklärten sich die Tamilen-Tiger bereit, die Blockade eines Wasserkanals nahe der moslemischen Stadt Muttur aufzuheben. Zehntausende Menschen aber waren weiter auf der Flucht.

Das Militär nahm am Sonntag weiter Rebellen-Stellungen um die blockierte Schleuse unter Beschuss. Laut LTTE konnte die Schleuse deshalb zunächst nicht geöffnet werden. Auch der Chef der Mission zur Überwachung des Waffenstillstands (SLMM), der schwedische General Ulf Henricsson, hielt sich zu dieser Zeit in der Region auf, er blieb aber unverletzt.

Die Wasserblockade hatte die schwersten Kämpfe seit Beginn des Waffenstillstands vor vier Jahren ausgelöst. „Unser Führer hat zugestimmt, die Schleuse aus humanitären Gründen zu öffnen“, teilte der politische Sprecher der LTTE, S.P. Thamilselvan, nun mit. „Der Waffenstillstand gilt im Moment.“ Die LTTE werde aber einen regulären Krieg in Betracht ziehen, sollte das Militär seine Attacken fortsetzen.

Sowohl Regierung als auch LTTE verkauften das Ergebnis der Kämpfe als Erfolg. Das Ziel, militärischen Druck auf die Armee auszuüben, sei erreicht worden, erklärte die LTTE. Dagegen meinte das Militär, die LTTE habe ihr „Waterloo“ erlebt. 330 Rebellen seien getötet worden. Die LTTE sprach dagegen nur von 32 getöteten Rebellen.

Die Rebellen hatten seit 20. Juli eine Wasserschleuse in der Region Trincomalee blockiert. Als Folge waren über 15 000 Bauern, die meisten Singhalesen, im Regierungsgebiet vom Wasser abgeschnitten. Die Armee begann daraufhin eine Militäroffensive, um ins Rebellengebiet vorzudringen und die Schleuse zu öffnen.

Die Gefechte hatten sich auf Muttur ausgeweitet. Dort leben vor allem Muslime. Tausende Familien waren vor den Kämpfen aus der Stadt geflohen. Das Rote Kreuz teilte mit, es gebe Berichte über mehr als 60 getötete Zivilisten in Muttur. Am Sonntag wurden in der Stadt 15 Mitarbeiter einer französischen Hilfsorganisation in ihrem Büro tot aufgefunden. Hinweise zu den Tätern gab es zunächst nicht. Militär und LTTE machten sich gegenseitig für zivile Opfer verantwortlich. Die islamische Hilfsorganisation Dschamiah-e-Islami verteilte Nahrungsmittel, doch fehlte es vielen Flüchtlingen am Lebensnotwendigen. „Wir haben alles in Muttur verlassen“, sagte ein 50-jähriger Mann. „Aber vielleicht müssen wir jetzt hier verhungern, wenn nicht bald zusätzliche Lieferungen ankommen“, sagte der Familienvater. „Wir erwarten noch weitere Flüchtlinge“, sagte ein Mitarbeiter von Dschamiah-e-Islami. „Unser Hauptproblem ist im Moment, wie wir mehr Lebensmittel bekommen.“ Falls anderen Hilfsorganisationen nicht bald der Zugang zur Region ermöglicht werde, drohe „eine schwere humanitäre Krise.“(mit AFP)

Christine Möllhoff[Neu-Delhi]

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false