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Politik: Ein Held der Armen

Teheran - Mahmud Ahmadinedschad ist ultrakonservativ, aber kein Mullah. „Vielleicht wird er deshalb für das Volk arbeiten“, sagt eine Teheraner Hausfrau und umreißt damit die Motive vieler Iraner, ihre Stimme dem ehemaligen Bürgermeister Teherans zu geben.

Teheran - Mahmud Ahmadinedschad ist ultrakonservativ, aber kein Mullah. „Vielleicht wird er deshalb für das Volk arbeiten“, sagt eine Teheraner Hausfrau und umreißt damit die Motive vieler Iraner, ihre Stimme dem ehemaligen Bürgermeister Teherans zu geben. Mit ihm erklimmt zum ersten Mal seit 24 Jahren ein Laie das Präsidentenamt der „Islamischen Republik“. Voller Stolz hatte sich der 45-Jährige im Wahlkampf als Sohn eines armen Schmiedes präsentiert, der die Nöte der Menschen besser verstehe als die meisten Politiker im „Gottesstaat“. In den riesigen Armenvierteln Teherans hatte er als Bürgermeister seit 2003 durch populistische Gesten Sympathie gewonnen. So mischte er sich als Straßenfeger unter das einfache Volk und überzeugte viele mit seinem engagierten Kampf gegen Korruption.

Deshalb waren es vermutlich auch weniger ideologische Gründe, die seinen Wahlsieg ermöglichten, sondern seine simple Botschaft an die Masse der Armen, die sich von den herrschenden Geistlichen um die sozialen Verheißungen der islamischen Revolution betrogen fühlt. Doch in der Mittelschicht löst sein Sieg einen Schock aus. In Teheran hatte Ahmadinedschad rasch Kulturzentren, Treffpunkte der Jugend, in Gebetsstätten verwandelt, Fast- Food-Restaurants nach amerikanischem Stil verboten, die Kleidervorschriften verschärft und die Polizei zu harter Vorgehensweise gegen „Sittendelikte“ angehalten.

Seine einzige politische Erfahrung sammelte Irans künftiger Präsident während seiner Amtszeit als Gouverneur von Ardebil, einer kleinen Provinz im Nordwesten Irans. Ahmadinedschad ist das neue Gesicht der iranischen „Neokonservativen“, einer Gruppe fanatischer Ideologen, die eine Rückkehr zu den strikten Grundsätzen der Revolution predigen. „Die Menschen warten, dass die Fundamentalisten ihnen dienen“, erklärte er. Und: „Wir haben nicht eine Revolution gemacht, um Demokratie zu erlangen.“ In der Frage des iranischen Atomprogramms verficht der einstige Absolvent der Fakultät für Technologie der Teheraner Universität eine harte, nationalistische Linie, während er von einer Verbesserung der Beziehungen zum „großen Satan“ USA nichts hält.

Birgit Cerha

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