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"Der Mörder ist noch immer auf der Flucht", lautete die Zeile auf dem neuen Cover der "Charlie Hebdo"

© dpa

Ein Jahr nach dem Anschlag: "Charlie Hebdo" provoziert mit blutverschmiertem Gott

Ein Jahr nach dem islamistischen Anschlag auf die Satirezeitschrift "Charlie Hebdo" kommt am Mittwoch eine Sonderausgabe mit einer Million Exemplare heraus.

Die französische Satirezeitung "Charlie Hebdo" hat für ihre Sonderausgabe ein Jahr nach dem blutigen Anschlag auf ihre Redaktion erneut eine provokative Titelseite gewählt. Über das Cover rennt ein blutverschmierter Gott mit einer umgehängten Kalaschnikow, dazu die Überschrift: "Ein Jahr danach: Der Mörder ist noch immer auf der Flucht." Gezeichnet hat die Karikatur "Charlie Hebdo"-Chef Riss. Die 32-seitige Sonderausgabe mit einer Auflage von einer Million Exemplaren kommt am Mittwoch in die Kioske - einen Tag vor dem Jahrestag des Anschlags.

Schwerbewaffnete Islamisten hatten die Redaktion der für ihre Mohammed-Karikaturen bekannten Satirezeitung am 7. Januar 2015 gestürmt. Sie töteten bei dem Angriff zwölf Menschen, darunter die bekannten "Charlie Hebdo"-Zeichner Charb, Honoré, Cabu, Wolinski und Tignous. Der Anschlag löste weltweites Entsetzen aus.

Eine Woche nach dem Anschlag brachten die Überlebenden der Redaktion eine neue Ausgabe heraus. Auf dem Titelbild wurde ein weinender Prophet Mohammed abgebildet, der unter der Überschrift "Alles ist vergeben" ein Schild mit der Solidaritätsbekundung "Je suis Charlie" (Ich bin Charlie) hält. Gewertet wurde dies einerseits als versöhnliche, zugleich aber auch als trotzige Geste - die erneute Abbildung des Propheten sorgte für wütende Proteste in muslimischen Ländern.

Der mordende Gott auf der Titelseite der nun erscheinenden "Charlie Hebdo"-Sonderausgabe erinnert aber eher an den Gott der Christen. In einem religionskritischen Leitartikel verteidigt Zeitungschef Riss Atheismus und Laizismus, also die Trennung von Staat und Religion, und verurteilt die "vom Koran abgestumpften Fanatiker" und die "Frömmler anderer Religionen", die der Satirezeitung den Tod gewünscht hätten, weil diese "gewagt" habe, über Religion zu lachen. "Die Überzeugungen der Atheisten und der Laizisten können noch mehr Berge versetzen als der Glaube der Gläubigen."

Von der Sonderausgabe sollen auch 50.000 Exemplare in Deutschland verkauft werden. Die übliche in Zeitungsläden verkaufte Auflage der wöchentlich erscheinenden Satirezeitung liegt derzeit bei etwa 100.000 Stück, davon werden etwa 10.000 ins Ausland geliefert. Zusätzlich hat "Charlie Hebdo" 183.000 Abonnenten. (AFP)

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