zum Hauptinhalt

Politik: Ein Kabinett wie im richtigen Leben

Von Matthias Thibaut, London Einig sind sich die Briten nach Tony Blairs umfassender Kabinettsumbildung über eins: Die Beförderung des ersten Schwarzen an den Kabinettstisch war ein lange überfälliges Signal und zeigt den schwarzen Briten, dass auch sie Chancen im Land haben. Paul Boateng, der als „Chief Secretary“ im Schatzkanzleramt nun die im Sommer anstehende Sparrunde leiten wird, kommt allerdings nicht gerade aus den Elendsvierteln der schwarzen Einwanderer.

Von Matthias Thibaut, London

Einig sind sich die Briten nach Tony Blairs umfassender Kabinettsumbildung über eins: Die Beförderung des ersten Schwarzen an den Kabinettstisch war ein lange überfälliges Signal und zeigt den schwarzen Briten, dass auch sie Chancen im Land haben. Paul Boateng, der als „Chief Secretary“ im Schatzkanzleramt nun die im Sommer anstehende Sparrunde leiten wird, kommt allerdings nicht gerade aus den Elendsvierteln der schwarzen Einwanderer.

Als Sohn eines ghanaischen Ministers und einer Schottin gehört der angesehene Rechtsanwalt seit langem zum Establishment. Aber Blairs Kabinett reflektiert nun die Realität der britischen Gesellschaft ein bisschen besser, als das Anfang dieser Woche der Fall war. Paul Boateng wurde am Mittwoch zum Chef-Sekretär im Finanzministerium ernannt. Der wichtige Posten – de facto wird er die Nummer Zwei nach Finanzminister Gordon Brown – bringt ihm einen Platz im Ministerrang am Kabinettstisch in der Downing Street ein. Der zum Teil in Ghana ausgebildete Rechtsanwalt war schon in mehreren Ministerien als Staatssekretär tätig und gilt nun als einer der kommenden Leute bei Labour.

In Gang gesetzt wurde die Kabinettsumbildung durch den lang geforderten Rücktritt von Transportminister Stephen Byers, der durch Skandale und die generelle Verkehrsmisere im Land zu einer offenen Wunde der Regierung Blair geworden war. Dass er durch Alastair Darling mit einem Mann aus dem Lager der „Brownites“ ersetzt wird, wurde von manchen als Stärkung der Machtbasis von Schatzkanzler Gordon Brown gewertet. Die Briten hoffen nun, dass es ihm besser als seinem Vorgänger gelingt, das nötige Geld für die überfälligen Reformen aus der Staatskasse loszueisen. Wie der unauffällige Technokrat mit Silberhaar und dicken schwarzen Augenbrauen die lange Liste der Probleme von Eisenbahn über die Londoner U-Bahn zu den chronischen Autostaus in den Griff kriegt, entscheidet wesentlich über den künftigen Erfolg der Labourregierung. Erst in diesem Monat waren bei einem Zugunglück nördlich von London sieben Menschen umgekommen und mehr als 70 verletzt worden.

Blair hat seine Regierung unerwartet beherzt umbesetzt. Dabei ließ der Regierungschef die Generation der Dreißigjährigen überraschend stark zum Zuge kommen. So erhielt der Vordenker der New Labour, David Miliband, einer der Hoffnungsträger im Blair-Lager, eine Aufgabe im Bildungsministerium. Dieser Generationswechsel ist vielleicht das wichtigste Signal. Blair setzt auf das Potenzial unverbrauchter, neuer Gesichter und legt somit selbstbewusst die Grundlagen für seine dritte Labour Amtszeit.

NAME

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false