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Politik: Ein Rosenblatt für jedes Opfer

Wie die Welt trauert: Kerzen vor der amerikanischen Botschaft, Twin Towers aus blauen Laserstrahlen, Konzerte – und nationale Gedenktage

In London und anderen britischen Städten nahmen Tausende an Gedenkfeiern teil. Der Tag stand im Zeichen der starken britisch-amerikanischen Beziehungen. „God Bless Amerika“ sagte der britische Innenminister David Blunkett, als ihm ein New Yorker Polizeibeamter im Park vor der US-Botschaft die Reste einer britischen Flagge überreichte, die in den Trümmern des World Trade Centers gefunden worden waren. US-Botschafter William Farish bezeichnete Großbritannien als „Amerikas wahrsten Freund“, und das Massenblatt „Sun“ schrieb: „Wir trauern Seite an Seite". In der St. Paul’s-Kathedrale nahmen Premier Blair, Prinz Charles und seine beiden Söhne an einem Gedenkgottesdienst für die 67 britischen Opfer teil. Er wurde mit der US- Nationalhymne eröffnet. Aus der Kirchenkuppel fielen zum Gedenken an die Opfer 3000 Rosenblätter. mth

Das offizielle Frankreich hielt sich zum ersten Jahrestag der Terroranschläge in den USA auffällig zurück, es gab keine staatlichen Gedenkfeiern. Einziges sichtbares Zeichen der Trauer und des Gedenkens: Aus den zwei Höfen des Pariser Rathauses leuchten derzeit blaue und weiße Laserstrahlen und bilden im nächtlichen Himmel die Umrisse des World Trade Centers nach. Wenig Besinnlichkeit also in Frankreich, bis auf zwei Gedenkgottesdienste, die zu Ehren der Opfer organisiert wurden: In der Amerikanischen Kathedrale von Paris, wo auch Regierungschef Jean-Pierre Raffarin erwartet wurde, und in der berühmten Kirche Madeleine im Zentrum der Stadt. sah

In Brüssel haben die Nato, die Europäische Kommission und das Europäische Parlament in getrennten Gedenkveranstaltungen an den 11. September erinnert. Sicherheit und Demokratie dürfe man niemals als endgültig gesichert ansehen, ,,sie müssen aktiv und unentwegt verteidigt werden“, heißt es in einer Erklärung der 15 Staats- und Regierungschefs, der EU-Kommission, des Europaparlaments und der Beitrittsländer. „Die EU ist weiterhin fest entschlossen, ihren Beitrag zum gemeinsamen Kampf gegen den Terrorismus zu leisten.“ Die EU-Kommission begann ihre Sitzung außerdem mit einer Gedenkminute für die Opfer der Anschläge. Die Fahnen vor der Nato-Zentrale wehten auf Halbmast. tog

Vor dem Gebäude der US-Botschaft in Moskau legten Hauptstadtbewohner in der Nacht zum Mittwoch Blumen nieder und zündeten Kerzen an. In der internationalen Universität fand eine Gedenkveranstaltung für die Opfer der Anschläge statt. Das in Moskau akkreditierte diplomatische Korps und hochrangige russische Politiker versammelten sich am Nachmittag in der Residenz des US-Botschafters zu einem Trauergottesdienst. Ein Gedenkkonzert im Moskauer Konservatorium am Abend war den Opfern gewidmet. win

Mit stiller Betroffenheit ist auch in Afrika auf den 11. September reagiert worden. Besonders in Äthiopien war die Stimmung gedrückt, denn dort wurde in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch das Neue Jahr gefeiert. Diesmal blieben die Feuerwerke aber aus. In Kenia und Tansania erinnerten die Gazetten an die Terroropfer bei den Anschlägen auf die US-Botschaften 1998. Ausgerechnet im kriegsgeschüttelten Liberia, aber auch in Gambia wurden von den Regierungen nationale Gedenktage ausgerufen. chl

In Südostasien fanden wegen einer Terrorwarnung nur wenige der geplanten Gedenkfeiern statt. In Indonesiens Hauptsstadt Jakarta waren mehr als 1000 Gäste in ein US-Hotel eingeladen, aber die Veranstaltung wurde kurzfristig abgesagt. In Malaysias Hauptstadt Kuala-Lumpur kamen viele Angestellte, die in den „Petronas Twin Towers“ ihre Büros haben, nicht zur Arbeit. Die Hochhäuser sind die höchsten der Welt. mkb

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