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Politik: Ein schwarzer Donnerstag

FRANKFURT (MAIN) / NEW YORK (rtr/Tsp).An den deutschen Börsen ist es am Donnerstag zu einem massiven Kurseinbruch gekommen.

FRANKFURT (MAIN) / NEW YORK (rtr/Tsp).An den deutschen Börsen ist es am Donnerstag zu einem massiven Kurseinbruch gekommen.Offensichtlich war die Zinssenkung durch die amerikanische Notenbank nicht ausreichend.Bei sehr geringen Umsätzen kam es zu panikartigen Verkäufen, doch wollten Beobachter nicht von einem Crash sprechen.Der Dax fiel zeitweise um gut sieben Prozent.Sowohl Politiker, als auch Wissenschaftler äußerten sich besorgt über die weitere Entwicklung.In die Kritik geriet auch der Präsident des Internationalen Währungsfonds, Michel Camdessus.Der Nobelpreisträger für Wirtschaft, Milton Friedman, erklärte, der Fonds habe bei der Bekämpfung der Finanzkrise in Südostasien auf der ganzen Linie versagt.

Die Aktienkurse befanden sich am Donnerstag "im freien Fall", wie sich Beobachter ausdrückten.Sie waren besonders besorgt über den starken Kursverfall bei den Bankaktien.Analysten äußerten sich über die weitere Entwicklung nur noch sehr zurückhaltend.Weder Ralph Conen von Sal.Oppenheim noch Petra Köhler von der Dresdner Bank oder Michael Schubert von der Bankgesellschaft Berlin wollen einen kurzfristigen Rückgang des Dax bis auf 4000 Punkte ausschließen, bevor er sich zum Jahresende wieder auf 4500 bis 5100 Punkte erholen könnte.

Erst nach der Eröffnung der Welt-Leitbörse an der Wall Street konnten sich auch die deutschen Kurse wieder etwas erholen.Am späten Nachmittag legte der Dax binnen einer Viertelstunde um 80 Punkte auf 4250 Zähler zu.Die Stimmung an den Märkten blieb jedoch ausgesprochen gespannt und Händler wollten sich nicht auf die weitere Entwicklung festlegen.Gegenwärtig genügen geringste Unsicherheiten um einen neuen Kurssturz auszulösen.

Der Einbruch an der Börse rief auch die Politiker auf den Plan.So wurde vom Bundesfinanzministerium mitgeteilt, die Länder der Europäischen Union wollten bei der Jahrestagung von Internationalen Währungsfonds (IWF) und Weltbank in Washington ein Reformpaket einbringen, um das internationale Finanzsystem krisenfester zu machen.Zum einen soll eine größere Transparenz erreicht werden, damit Investoren und Kreditgeber die Risiken künftig besser einschätzen können.Zum anderen sollen private Gläubiger bei Krisen künftig stärker in Anspruch genommen werden.Der Generaldirektor des IWF, Michel Camdessus, forderte weitere Zinssenkungen in den USA und Europa.Japan muß nach seinen Worten die Bemühungen zur Ankurbelung der Wirtschaft verstärken.Gemeinsam müßten die starken Länder jenen helfen, die von den Auswirkungen der Asien- und Rußlandkrise unverschuldet getroffen würden.

Zu Wort meldete sich auch die Wirtschaft.Der Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI), Hans-Olaf Henkel, erwartet nach einem Bericht der "Wirtschaftswoche" einen wirtschaftlichen Abschwung in Deutschland.Auch eine wieder steigende Arbeitslosigkeit schließt Henkel nicht aus.Verantwortlich für die Entwicklung sei die drastische Verschlechterung des weltweiten Umfeldes.Die künftige rot-grüne Regierung treffe hingegen keine Schuld.Der Nobelpreisträger Milton Friedman griff den Präsidenten des IWF scharf an und sagte gegenüber dem "Hamburger Abendblatt", der Fonds habe versagt.In Indonesien sei die Krise durch den IWF erst geschaffen worden.

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