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Spätes Glück. Jens Zimmermann schaffte es doch noch in den Bundestag.

© dpa

Ein SPD-Abgeordneter mehr: Jens Zimmermann schafft nachträglich den Sprung in den Bundestag

Er war schon auf Jobsuche, doch dann passierte etwas, womit Jens Zimmermann selbst nicht mehr gerechnet hatte. 17 Tage nach der Wahl zog er doch noch in den Bundestag ein. Die Geschichte eines späten Glücks.

Von Katrin Schulze

Die Wahl war gelaufen, und zwar denkbar ungünstig für Kandidat 15 der hessischen Landesliste. Jens Zimmermann verpasste den Einzug in den Bundestag nur knapp. Gerade hatte er sich berappelt und schaute im Internet nach Stellen für einen Diplomkaufmann wie ihn, da trudelte die Nachricht ein: Vielleicht geht doch noch was. „Damit hatte ich zu dem Zeitpunkt natürlich überhaupt nicht mehr gerechnet“, sagt er.

Aus dem „vielleicht“ ist inzwischen Gewissheit geworden. Nach dem endgültigen amtlichen Ergebnis vom Mittwoch werden die Sozialdemokraten nicht wie bisher gedacht mit 192 Abgeordneten im Parlament vertreten sein, sondern mit 193. Nachrücker ist Kandidat 15 der hessischen Landesliste. Jens Zimmermann. Der 32-Jährige aus dem Odenwald-Wahlkreis reiste extra zur Sitzung des Bundeswahlausschusses nach Berlin, um sich zu vergewissern, dass es wirklich wahr ist, was sich seit ein paar Tagen angedeutet hatte. Dort warteten sie schon auf ihn – mit dem Parlamentsausweis.

Jetzt ist es also offiziell, und Jens Zimmermann weiß nicht recht, wie ihm geschieht. „Wäre das ein Hollywoodfilm, hätte man wohl gesagt, das wäre etwas sehr dick aufgetragen“, erzählt er. Im 21. Jahrhundert hat man sich in Deutschland tatsächlich verrechnet. 372 Stimmbezirke mussten ihre Stimmzettel wegen Unregelmäßigkeiten erneut auszählen. Und weil die SPD dabei auf deutlich mehr Stimmen kam als es zuvor der Fall war, steht ihr ein weiteres Ausgleichsmandat zu. Klingt kompliziert? Nicht für den neuesten Abgeordneten, der mit seiner Geschichte auch „ein richtiger Wahlrechtsexperte“ wurde. Seinen besten Freund aus Hamburg schickte er dort zu den Nachzählungen, einen anderen nach München.

Jens Zimmermann selbst zitterte zu Hause mit und teilte seine Befindlichkeiten auf Facebook mit. „Ich kann es nicht glauben“, schrieb er. Und: „Bitte alle ganz, ganz fest die Daumen drücken.“ Es war seine Art, mit der Warterei und all der Ungewissheit klarzukommen. „Die vergangenen Tage haben mich emotional mehr mitgenommen als der Wahlabend“, sagt Jens Zimmermann jetzt, da alles klar ist. Da er weiß, dass er nicht mehr als freiberuflicher Berater und Dozent arbeiten und nicht mehr in der Stadtverordnetenversammlung vom kleinen Groß-Umstadt sitzen wird.

Kandidat 15 aus Hessen wird künftig als derjenige bekannt sein, der 17 Tage nach der Wahl noch einen Platz im Parlament bekam. Als Abgeordneter 631 des neuen Bundestages.

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