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Halloween-Kürbisse

© dpa/Bernd Weissbrod

Halloween und Reformationstag: Die Kirche soll Halloween nutzen, nicht darüber schimpfen

Halloween und der Reformationstag müssen nicht in Konkurrenz zueinander stehen. Es geht darum, gemeinsam einen Weg in die Moderne zu finden. Ein Kommentar.

Auch in diesem Jahr wird an den Traditionen rund um den 31. Oktober festgehalten. Die Beschwerden der Kirchenanhänger über Halloween sind schon beinahe genauso Ritual wie der von dem Gruseltag übertrumpfte Reformationstag selbst.

Der Vorsitzende der Deutschen Evangelischen Allianz (DEA), einem evangelikalen Netzwerk, Ekkehart Vetter, hat Halloween für „bedenklich“ erklärt, da dahinter kein harmloser Gruselspaß, sondern ein heidnischer Brauch und die Tradition des Totenkults stehen.

Nun sollten die Fronten beim Thema Halloween eigentlich klar sein: Zahnärzten und Kürbisverkäufern hat sich eine neue Goldgrube eröffnet, Kostümverleiher ärgern sich, dass sie auf die Idee, einen zweiten Karneval zu feiern, nicht früher gekommen sind. Die Eltern der kleinen Hexen, Mumien und Vampire schieben für einen Abend den Gedanken beiseite, dass das Konzept von Halloween (Nachbarn für Süßigkeiten erpressen) ein pädagogischer Albtraum ist und freuen sich, dass sich die Kinder freuen.

Doch was haben die Kirchen damit am (Hexen)Hut? Schließlich war die Kirche früher selbst gut im Adaptieren fremder Bräuche und Einbetten in die eigenen Traditionen: Am Aschermittwoch werden in einigen Regionen die Luftschlangen vom Karneval verbrannt und daraus das Aschekreuz gemacht, Ostern war mal ein heidnischer Brauch, von Weihnachten gar nicht zu reden. Warum also gibt es nach dem Reformationsgottesdienst nicht einfach eine Kürbissuppe, und alle sind glücklich?

Am Gruseleffekt von Halloween kann es nicht liegen; wer je das christliche Abendmahl gefeiert hat, bei dem man Jesu Blut trinkt und der Heilige Geist omnipräsent ist, weiß, dass die Kirchen das mit dem Gruseln schon ganz gut selber können. Auch der Totenkult ist nichts Kirchenfremdes, im Gegenteil. Das wirkliche Problem der Evangelikalen ist ein anderes: Sie sehen, wie sich die Menschen neuen Bräuchen zuwenden, statt sich mit den alten zufriedenzugeben.

Doch genauso, wie Martin Luther einst mit dem Thesenanschlag zu Wittenberg die Geister einer verstaubten Kirchenvergangenheit zu bannen versuchte, müsste die Kirche von heute das Gespenst abgelebter Traditionen vertreiben und den Gläubigen wie den Nichtgläubigen ein modernes Angebot machen. Die Evangelikalen sollten sich schleunigst Nachhilfe in den Themen Geistervertreibung und modernem Brauchtum holen. Halloween wäre dafür ein guter Zeitpunkt.

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Regina Wank

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