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Politik: Ein tödliches Tabu

Berlin - Jeder muss mal, aber niemand redet darüber. Dieses Schweigen wird zum Problem, wenn Toiletten Luxus sind: Jedes Jahr sterben nach Schätzungen der Vereinten Nationen 1,5 Millionen Kinder, weil sie Wasser zu sich genommen haben, das mit Fäkalien von Menschen oder Tieren verunreinigt ist.

Berlin - Jeder muss mal, aber niemand redet darüber. Dieses Schweigen wird zum Problem, wenn Toiletten Luxus sind: Jedes Jahr sterben nach Schätzungen der Vereinten Nationen 1,5 Millionen Kinder, weil sie Wasser zu sich genommen haben, das mit Fäkalien von Menschen oder Tieren verunreinigt ist. Die UN wollen das Tabu brechen und haben das Jahr 2008 zum internationalen Jahr der sanitären Anlagen ausgerufen.

Weltweit haben mehr als 2,6 Milliarden Menschen keinen Zugang zu angemessenen Toiletten, das sind rund 40 Prozent der Weltbevölkerung. „Der Zugang zu sanitären Anlagen hängt praktisch mit allen Milleniumszielen der Vereinten Nationen zusammen“, sagte UN-Generalsekretär Ban Ki Moon in New York. „Die Sanitärversorgung ist unerlässlich für die menschliche Gesundheit“, sagt die grüne Bundestagsabgeordnete Uschi Eid als Vizevorsitzende des UN-Beirats zu Abwasserfragen (Unsgab). Schmutziges Wasser verursache 80 Prozent aller Krankheiten in Entwicklungsländern.

Dabei könnten die menschlichen Exkremente als Wertstoffe weiterverwertet werden, vorausgesetzt es gibt entsprechende Toiletten. In einer Schule im indischen Gujarat, wird mit menschlichem Dung beispielsweise der Schulgarten gedüngt und mit Hilfe einer Biogasanlage Energie für die Schulküche gewonnen. Sogenannte Trockentoiletten funktionieren ohne Wasserspülung. „Denn es ist eigentlich absurd, Wasser – wie bei uns – als Transportmedium zu nutzen, um Dreck in die Gewässer einzuleiten“, sagt die Leiterin des Programms Ecosan der Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ), Christine Werner. Im Auftrag des Entwicklungsministeriums hat die GTZ 2006 in insgesamt 22 Ländern recyclingorientierte Sanitäranlagen gebaut. Die indische Regierung hat inzwischen ein landesweites Programm gestartet, um die sanitäre Grundversorgung ihrer Bürger zu verbessern. Ute Zauft

Ute Zauft

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