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Türkischstämmige demonstrieren Anfang Juni gegen die Armenien-Resolution des Bundestages.

© dpa

Einbürgerung: Deutscher Pass verliert weiter an Attraktivität

Die Zahl der Einbürgerungen in Deutschland ist seit Jahren rückläufig. Das ist ein beschämender Trend. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Claudia Keller

Immer weniger Ausländer wollen zu Inländern werden. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes bekamen 2015 nur 107.200 Ausländer einen deutschen Pass, 1,1 Prozent weniger als im Jahr zuvor. Der Negativtrend hält seit Jahren an.

Um eingebürgert zu werden, muss man mindestens acht Jahre hier leben, seinen Lebensunterhalt selbst bestreiten und ein bisschen Deutsch können. Doch nur 2,2 Prozent der Ausländer, die diese Voraussetzungen erfüllen, lassen sich einbürgern. Das ist beschämend, weil sich darin auch ein mangelndes Zugehörigkeitsgefühl widerspiegelt.

Die Armenien-Resolution hat die Kluft vertieft

Die größte Gruppe der Eingebürgerten waren 2015 die 19.700 Türkischstämmigen. Angesichts von 1,5 Millionen Türken in Deutschland ist auch hier Luft nach oben. Doch viele Türken wollen für den deutschen Pass nicht auf die türkische Staatsbürgerschaft verzichten. Dazu sind sie gezwungen – im Unterschied zu EU-Bürgern, die ihren alten Pass behalten dürfen.

Je weiter sich Deutschland und die Türkei entfremden, umso tiefer wird auch hierzulande der Graben zwischen Türken und Deutschen. Die Armenien-Resolution des Bundestages mit ihren antitürkischen Untertönen hat das Gefühl vieler Türken verstärkt, hier nicht gewollt zu sein.

Um die Situation zu entspannen, wäre es gerade jetzt ein wichtiges Signal, die doppelte Staatsbürgerschaft auch für Türken zuzulassen und sie nicht zu zwingen, sich für das eine oder andere Land zu entscheiden.

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