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Politik: Eine Million vom Waffenhändler - Die prominentesten Namen in der Affäre und ihre möglichen Motive

Der bayerische Waffenhändler Karlheinz Schreiber (65) soll den Panzer-Handel mit den Saudis eingefädelt haben, bei dem offenbar Schmiergelder in Millionenhöhe flossen. Schreiber steht im Verdacht, über die panamaische Briefkastenfirma ATG 10,6 Millionen Mark an deutsche Amtsträger und Manager verteilt zu haben.

Von Robert Birnbaum

Der bayerische Waffenhändler Karlheinz Schreiber (65) soll den Panzer-Handel mit den Saudis eingefädelt haben, bei dem offenbar Schmiergelder in Millionenhöhe flossen. Schreiber steht im Verdacht, über die panamaische Briefkastenfirma ATG 10,6 Millionen Mark an deutsche Amtsträger und Manager verteilt zu haben. Das Geld soll von Thyssen stammen. Die ermittelnde Staatsanwaltschaft Augsburg sieht in Schreiber die Schlüsselfigur der Schmiergeldaffäre. Seit 1997 wird wegen Steuerhinterziehung gegen den Freund des verstorbenen CSU-Patriarchen Franz-Josef Strauß ermittelt.

Der frühere CDU-Bundesschatzmeister Walther Leisler Kiep (73) soll mit dem langjährigen CDU-Steuerberater Weyrauch von Schreiber 1991 in Folge des Panzer-Deals eine anonyme Spende von einer Million Mark in bar empfangen haben. Nach Aussage von Schreiber war die Spende für die CDU bestimmt. Das Panzergeschäft mit den Saudis habe aber damit nichts zu tun. Über die Identität seiner Auftraggeber sagte Schreiber nichts. Anfang November war gegen Kiep Haftbefehl erlassen worden; gegen Kaution kam er auf freien Fuß. Mitte der 80er Jahre war er in illegale Parteienfinanzierungen verwickelt.

Helmut Kohl weiß von nichts. Jedenfalls hat das der Ex-Bundeskanzler und Ex-CDU-Chef seiner Partei und der Öffentlichkeit stets versichert, wenn die Rede auf die Schatzmeister-Künste von Kiep kamen. Schwarze Konten? Parteienfinanzierung auf Umwegen? Nie gehört. Den Verdacht gar, dass sich die Bundesregierung 1991 den Widerstand gegen ein Panzer-Geschäft mit Saudi-Arabien hat abkaufen lassen, nennt der Partei-Patriarch "absurd". Auch Parteifreunde mögen ihm die Ahnungslosigkeit nicht glauben: Weil sie nur allzu gerne alle Sünden der Vergangenheit auf das "System Kohl" schieben.

Horst Weyrauch trat zeitgleich mit Kieps Amtsantritt als Schatzmeister 1971 in die Dienste der CDU. Der 67-jährige Inhaber der Wirtschaftsprüferkanzlei Weyrauch und Kapp in Frankfurt hat 1991 die berüchtigte Million auf einem Treuhand-Konto verschwinden lassen - und später von dem Geldsegen profitiert. Weyrauch war bis zuletzt als Wirtschaftsprüfer für das Adenauer-Haus tätig. Am Montag gab Generalsekretärin Merkel bekannt, dass die CDU die Zusammenarbeit einstellt.

Brigitte Baumeister trat 1992 als CDU-Schatzmeisterin das Erbe Kieps an. In der Kiep-Affäre spielte Baumeister bislang keine Rolle. Vor etwa eineinhalb Jahren hat sie sich allerdings mit einer der Hauptfiguren, dem Waffenvermittler Schreiber, in der Schweiz getroffen - Zweck der Begegnung unbekannt. Nach der Wahlniederlage Kohls 1998 gab sie das Schatzmeister-Amt ab.

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