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Politik: Eine neue Provokation gegen den kleinen Bruder

Im Schatten der Kosovo-Krise legt es Belgrad offensichtlich darauf an, auch seinen Konflikt mit der Teilrepublik Montenegro zu verschärfen.Bis zu 300 serbische Soldaten besetzten am Dienstag einen Grenzkontrollpunkt zwischen Montenegro und Kroatien auf der Halbinsel Prevlaka am Südwestzipfel Kroatiens.

Im Schatten der Kosovo-Krise legt es Belgrad offensichtlich darauf an, auch seinen Konflikt mit der Teilrepublik Montenegro zu verschärfen.Bis zu 300 serbische Soldaten besetzten am Dienstag einen Grenzkontrollpunkt zwischen Montenegro und Kroatien auf der Halbinsel Prevlaka am Südwestzipfel Kroatiens.Die Insel gilt seit Beginn der militärischen Spannungen in der Region im Jahr 1992 als entmilitarisierte Zone und wird von 30 Beobachtern der Vereinten Nationen (UN) kontrolliert.

Was auf den ersten Blick ausschließlich auf einen Grenzstreit zwischen Jugoslawien und Kroatien hinweist, entpuppt sich jedoch als weitere Provokation Belgrads gegen die Teilrepublik Montenegro, deren Regierungschef Djukanovic ein prominenter Kritiker des jugoslawischen Präsidenten Milosevic ist.Montenegro, das mit Serbien die Bundesrepublik Jugoslawien bildet, hatte die von den UN kontrollierte Grenze zu Kroatien einseitig gelockert - vor allem, um den Touristenverkehr zu erleichtern.Seit Beginn der Kosovo-Krise war die Prevlaka-Landzunge auch ein Nadelöhr für serbenkritische Oppositionelle, Djukanovic-Anhänger und Journalisten, die von Kroatien aus nach Jugoslawien eingereist sind.Ihnen will Milosevic nun den Weg versperren.

Noch in der Nacht zum Mittwoch hatten die serbischen Soldaten die Übergänge von Montenegro nach Kroatien abgeriegelt und die Polizei Montenegros aufgefordert, ihnen die Kontrolle der Grenze zu überlassen."Das ist eine eindeutige Verschärfung der Krise zwischen Serbien und Montenegro", heißt es aus dem Bonner Auswärtigen Amt dazu.Montenegros Vize-Ministerpräsident Burzan erklärte unterdessen in Podgorica, seine Regierung habe die jugoslawische Armee bereits aufgefordert, sich aus der demilitarisierten Zone zurückzuziehen.

Premier Djukanovic ist einer der letzten Hoffnungsträger der internationalen Gemeinschaft, da sich seine Regierung um Neutralität in der Kosovo-Krise bemüht und sich unter anderem weigert, das von Belgrad verkündete Kriegsrecht umzusetzen.Auch am Mittwoch wies der 36jährige Reformsozialist die Anweisung aus Belgrad als inakzeptabel zurück, seine Landespolizei den jugoslawischen Streitkräften zu unterstellen.Djukanovic fordert Milosevic dagegen zum Einlenken gegenüber der NATO auf.Seit Beginn der NATO-Luftschläge auf Jugoslawien fürchtet Djukanovic, daß Milosevic ihn stürzen will.

Der Weltsicherheitsrat nahm sich unterdessen des Vorfalls auf Prevlaka an, nachdem Kroatien Protest gegen die Aktion der Serben eingelegt hatte.Die UN-Beobachter sollen nun Klarheit schaffen.Zagreb beansprucht die entmilitarisierte Halbinsel und macht ein Sicherheitsproblem geltend.Jugoslawien dagegen sieht einen Territorialstreit.Von Prevlaka aus läßt sich die Bucht von Kotor überwachen, die zu Montenegro gehört.Die UN verlängern seit 1992 halbjährlich ihr Kontrollmandat auf Prevlaka.

CLAUDIA LEPPING

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