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Politik: "Eine Schlägerei mit Gleichgesinnten rundet ein Fußballspiel ab" - Interview mit Fan-Betreuer

Ralf Busch (37) arbeitet beim Fan-Projekt der Sportjugend Berlin. Mit dem Sozialpädagogen sprach Armin Lehmann über Hooligans.

Ralf Busch (37) arbeitet beim Fan-Projekt der Sportjugend Berlin. Mit dem Sozialpädagogen sprach Armin Lehmann über Hooligans.

Hat der Nivel-Prozess etwas verändert in der gewaltbereiten Fußballfan-Szene?

Wir konnten schon feststellen, dass zumindest in der ersten Zeit eine Betroffenheit da war. Es geht wohl keiner von denen zum Fußball, der bewusst sagt, heute nehmen wir uns einen Polizisten vor und den schlagen wir dann zusammen.

Aber es gibt doch Pläne, zu einem Spiel zu fahren, um sich zu prügeln.

Ja, mit Gleichgesinnten, das rundet für viele das Fußballspiel ab, aber ich glaube nicht, dass man bewusst sagt, wir schlagen jemandem zum Krüppel. Es ist ja gerade unsere Aufgabe, dass wir vor allem auch den Jüngeren deutlich machen, auf was für ein Risiko sie sich bei einer Schlägerei einlassen. Gerade in der Gruppe gibt es eine Eigendynamik, plötzlich fallen Hemmschwellen. Und dann setzt irgendetwas aus. Und keiner hält den anderen zurück.

Aber die anfängliche Betroffenheit ist anscheinend verflogen.

Ja, es haben Solidarisierungsprozesse eingesetzt, beispielsweise weil Leute ins Gefängnis kamen, die nichts gemacht hatten. Es gibt aber auch sehr eigenwillige Argumente, beispielsweise sagen einige, wenn jemand von uns liegen geblieben wäre, hätte dies niemanden interessiert, oder sie sagen, was bleibt der Kerl (Nivel, Anm. d. Red.) auch stehen, er hätte abhauen können. Es macht sich Gleichgültigkeit breit. Es hat kein lang anhaltender Gedankenprozess eingesetzt. Die Polizei bleibt Feind und Gegner.

Hat der Prozess also womöglich die Wagenburgmentalität der Szene verstärkt?

Das ist sicher so, so etwas schweißt zusammen, sie fühlen sich von allen Seiten stigmatisiert, weil aus ihrer Sicht niemand verstehen will, warum sie das tun.

Nach der WM in Frankreich war der Ruf nach mehr Sicherheit sehr laut. Wie ist das Gewaltproblem zu bewältigen?

Es gibt kein Patentrezept. Mehr Polizei, mehr Sicherheitsvorkehrungen, das allein kann keine Ausschreitungen verhindern, wie das Beispiel Frankreich zeigt. Eine Fußball-WM soll auch ein Fest sein. Das darf kein Ausnahmezustand, kein Notstand sein, trotz des verständlichen Sicherheitsbedürfnisses. Man muss sich um Leute kümmern, die keine Eintrittskarten bekommen haben, die hängen dann in der Innenstadt herum. Da kann man Brisanz herausnehmen durch Großleinwände, auf denen die Spiele übertragen werden. Auf keinen Fall darf man diese Wege, eben Angebote zu schaffen, komplett in Frage stellen, wenn es doch zu Ausschreitungen kommt. Genau das aber passiert und ist fatal.

2000 findet die Fußball-EM in Holland und Belgien statt. Schon jetzt befürchten die Holländer, dass sie die Gewalt überfordert.

Es darf nicht nur an Sicherheit gedacht werden. Die Hooligans bekommen eine ordnungspolitische Aufmerksamkeit, als würde jede Woche Krieg in den Stadien herrschen.

Hat der Nivel-Prozess etwas verändert in der

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