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Siegfried Kauder, hier noch als CDU-Mitglied.

© dpa

Einer gegen alle: CDU-Politiker Siegfried Kauder vor dem Parteiausschluss

Am Donnerstagabend hat die CDU im Schwarzwald-Baar-Kreis ein Ausschlussverfahren gegen ihren bisherigen Bundestagsabgeordneten Siegfried Kauder beschlossen. Der eigenwillige Bruder des Fraktionsvorsitzenden hat seine Partei gegen sich aufgebracht. Im Geiste ist die Trennung längst vollzogen.

Von Katrin Schulze

Wahre Liebe ist bedingungslos? Diese Bruderliebe ist es nicht. Sie ist an ihre politischen Grenzen gestoßen. Hier der Parteimensch Volker Kauder, der mächtige Fraktionschef der Union. Dort Siegfried Kauder, der nicht ganz so mächtige und nicht ganz so parteikonforme Bundestagsabgeordnete aus dem Schwarzwald, der es immer geschafft hat, die eigene Partei gegen sich aufzubringen, inklusive des eigenen Bruders. Nun soll Schluss sein damit. Am Donnerstagabend hat die CDU auf Kreisebene die Einleitung eines Parteiausschlussverfahrens gegen Siegfried Kauder beschlossen. „Wer in der Öffentlichkeit ankündigt, gegen die CDU vorzugehen, der muss die Konsequenzen ziehen“, sagte der Kreisvorsitzende Michael Schwab. 17 von 19 anwesenden Vorstandsmitgliedern hätten sich für ein Ausschlussverfahren ausgesprochen.

Die Trennung von Siegfried Kauder und der CDU

Im Geiste ist sie längst vollzogen, die Trennung von Siegfried Kauder und der CDU. Wer es harmlos ausdrücken möchte, wird sagen, sie haben sich nach 45 Jahren schlicht auseinandergelebt. In Wirklichkeit jedoch hat es seit Jahren gekracht, sind sie eine ganze Zeit lang schon verstritten. Der kleine Kauder, der einen Kopf größer ist als sein erfolgreicherer älterer Bruder, gilt als Eigenbrötler, als Quertreiber, ja als Nervensäge. Jüngst kämpfte er als Vorsitzender des Rechtsausschusses gegen die Abgeordneten-Bestechung – und gegen sämtliche Mitglieder der eigenen schwarz-gelben Koalition. Eine „lautlose Blockade“ warf er den Kollegen im Parlament daraufhin vor, einen „kalten Putsch“ wiederum den Mitgliedern in seinem Wahlkreis Schwarzwald-Baar.

Es passt zu Siegfried Kauder, dass er einfach weiter wahlkämpft

Denn die hatten sich nach all den Streitereien und Querelen im vergangenen Herbst einen anderen, jüngeren Direktkandidaten ausgesucht. Kauder verstand nach elf Jahren im Bundestag die Politikwelt nicht mehr. Mobbing, manipulierte Abstimmungen, unchristliche Trickserei, wetterte Siegfried. Und heckte einen Coup aus, der die Parteiausschlusspläne gegen ihn überhaupt erst in Gang gesetzt hat: Er will nun auf eigene Faust antreten, also gegen den offiziellen CDU-Bewerber Thorsten Frei. Gegen alle – in diesem Sinne hat sich nichts geändert.

Es passt zu Siegfried Kauder, dass er einfach weiter wahlkämpft. Und sei es als einsamer, konservativer Rebell in der südwestdeutschen, konservativen Provinz. Genauso passend und konsequent kommt aber auch das Vorgehen der CDU daher. Parteischädigendes Verhalten werfen die Christdemokraten Siegfried vor, allen voran Volker. „Diese CDU ist nicht mehr die CDU“, soll Siegfried Kauder jetzt gesagt haben. So gesehen ist die Trennung dann irgendwie doch – einvernehmlich.

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