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Politik: Einheitsfeier: Prominenz von Union und PDS will am 3. Oktober Kohl hören - wird nun auch Schröder reden?

"Das ist eine Frage der historischen Authentizität", sagt Gregor Gysi dem Tagesspiegel. Der PDS-Fraktionschef im Bundestag will, dass Altkanzler Helmut Kohl am 3.

Von Matthias Meisner

"Das ist eine Frage der historischen Authentizität", sagt Gregor Gysi dem Tagesspiegel. Der PDS-Fraktionschef im Bundestag will, dass Altkanzler Helmut Kohl am 3. Oktober beim Festakt zum zehnten Jahrestag der deutschen Einheit in Dresden spricht. "Ich fand es falsch, dass er zum zehnten Jahrestag der Maueröffnung sprach, weil er daran nicht beteiligt war. An der deutschen Einheit war er allerdings höchst beteiligt."

Der Vorstoß Gysis reiht sich ein in die Forderung zahlreicher Unionspolitiker, die Kohl als Redner in Dresden sehen wollen. Sachsens Ministerpräsident Kurt Biedenkopf, zur Zeit Präsident des Bundesrates, hat den Altkanzler schon im Juni in einem persönlichen Schreiben nach Dresden eingeladen - allerdings nur als Gast, nicht als Redner. Zugesagt hat Kohl bisher nicht. Nach Planung der Gastgeber sollen neben Biedenkopf nur Bundespräsident Johannes Rau, der letzte DDR-Ministerpräsident Lothar de Maizière und Frankreichs Präsident Jacques Chirac reden. CDU/CSU-Fraktionsvize Wolfgang Bosbach ist gegen dieses Protokoll: "Man kann Helmut Kohl doch nicht unter Total-Quarantäne stellen." Die CSU-Abgeordnete Maria Eichhorn: "Es kann doch nicht sein, dass ausgerechnet der Kanzler der Einheit keine Rede hält."

Die Veranstalter sind wenig begeistert über den Versuch, die seit Wochen feststehende Rednerliste zu ändern - zumal niemand in Dresden sicher ist, dass es nicht weitere Versuche geben könnte, den Kreis der Festredner zu erweitern. Nach den Dresdner Plänen soll der Festakt zur Einheit eingebettet werden in ein großes Bürgerfest - mit Dampferparade und Auftritt der Fischer-Chöre. Eine Rede Kohls sei nie ein Thema gewesen, sagt Sachsens Regierungssprecher Michael Sagurna. Doch schon werden Erinnerungen wach an den 9. November vergangenen Jahres, als es vor der Festveranstaltung im Bundestag zum Mauerfall wochenlanges Gezerre um die Rednerliste und die Teilnahme eines ostdeutschen Bürgerrechtlers gab. Jetzt soll für Dresden bereits das Bundeskanzleramt vorgefühlt haben, ob nicht auch Kanzler Gerhard Schröder als Festredner in Frage kommt. Die Bundesregierung bestreitet das: "Es gibt keinerlei Ambitionen, den Kanzler auf die Rednerliste zu setzen."

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