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Ein Soldat der afghanischen Armee an einem Kontrollposten in der Nähe von Kabul.

© dpa

Einsatz in Afghanistan: Mehr Angriffe auf Bundeswehrhelfer als bisher bekannt

In Afghanistan wurden deutlich mehr Unterstützer der Bundeswehr angegriffen als bislang bekannt. In ihrer Antwort auf eine Große Anfrage der Linksfraktion listet die Bundesregierung 22 Vorfälle auf.

In Afghanistan gab es weit mehr Angriffe auf lokale Mitarbeiter deutscher Stellen als bisher bekannt. Das geht aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine Große Anfrage der Linkspartei zum Krieg in Afghanistan hervor, die dem Tagesspiegel vorliegt. Die sogenannten Ortskräfte, meist Übersetzer oder Wachpersonal der Bundeswehr, wurden von den Taliban als Kollaborateure ausländischer Besatzer eingestuft und damit zum Freiwild erklärt. Seit 2013 hatten sie die Möglichkeit, eine Gefährdungsanzeige zu stellen, wenn sie sich bedroht fühlten. Mehr als 1500 haben das seither getan, wie aus aktuellen Angaben des Bundesinnenministeriums hervorgeht. Nur in 571 Fällen sahen die deutschen Behörden allerdings eine Gefährdung als gegeben an und boten den Ortskräften eine Ausreise nach Deutschland an. Außer Bundeswehrmitarbeitern sind darunter auch Afghanen, die für das Bundesinnenministerium und das Auswärtige Amt in Afghanistan tätig waren.

Angriffe, Einbrüche und sogar Morde

Nur in zwei oder drei Fällen waren bisher Angriffe von Aufständischen auf afghanische Ortskräfte in deutschen Diensten bekannt geworden. In ihrer Antwort auf die Anfrage der Linksfraktion listet die Bundesregierung nun insgesamt 22 Fälle von Angriffen auf afghanische Mitarbeiter oder deren Familienangehörige auf. Auch drei Morde an weiblichen Verwandten von Ortskräften werden in diesem Zusammenhang genannt. Ortskräfte wurden bei Messerattacken verletzt, beschossen oder bedroht, mehrfach wurde bei ihnen eingebrochen. Auch Brandanschläge und ein Sprengstoffattentat werden genannt, außerdem wird ein Entführungsversuch erwähnt. „Allen Ortskräften, die von unten genannten Taten betroffen waren, wurde eine Aufnahmezusage erteilt“, schreibt die Bundesregierung.

Viele Fragen bleiben unbeantwortet

Wolfgang Gehrcke, Fragesteller der Linksfraktion, sagte dem Tagesspiegel, die Antworten enthielten „so manches, was bisher nicht bekannt und bestätigt gewesen war“. Wo es spannend werde, sei allerdings auf den Geheimschutz verwiesen worden. Dies betrifft laut Gehrcke auch den Austausch von Informationen mit anderen Nato-Staaten, die „zur Ausschaltung afghanischer Aufständischer führen können“.

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