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Riskanter Einsatz. Französische Soldaten werden mit einem gepanzerten Fahrzeug von der malischen Hauptstadt Bamako in den Norden des Landes verlegt.

© AFP

Einsatz in Westafrika: "Keinerlei Interessen in Mali"

Frankreichs Präsident Francois Hollande verteidigt die Intervention gegen die Islamisten im Norden des Landes - aber die Militäraktion kann bislang ohnehin auf die Unterstützung der Franzosen zählen.

Konna, Gao, Diabali – das sind die Namen von Städten in Mali, die die Fernsehzuschauer in Frankreich jetzt öfter hören. Seit Dienstag ist Frankreichs Intervention in Mali in eine neue Phase eingetreten: Staatschef François Hollande beorderte Bodentruppen in die Region nördlich der Hauptstadt Bamako, in der Islamisten das Sagen haben. Städte wie Konna, Gao und Diabali sind in ihrer Hand. Angesichts der Fernsehbilder von französischen Truppentransporten in dem westafrikanischen Land versuchte Hollande am Mittwoch den Eindruck zu zerstreuen, sein Land verfolge mit dem Einsatz auch eigennützige Ziele: „Frankreich verfolgt keinerlei Interessen in Mali“, sagte der Staatschef. Damit trat Hollande Kritikern entgegen, die ihm vorgehalten hatten, der Einsatz diene keineswegs nur einem Zurückdrängen der Al Qaida, sondern auch wirtschaftlichen Belangen Frankreichs.

Ohnehin kann sich Hollande bislang darauf verlassen, dass die französische Bevölkerung den Einsatz mitträgt. Nach einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts BVA unterstützen 75 Prozent der Franzosen die „Operation Serval“, bei der am vergangenen Freitag ein französischer Pilot getötet worden war. Allerdings könnte die Stimmung schnell wieder kippen, falls die Franzosen bei der Intervention weitere Opfer beklagen müssten. Französische Spezialeinheiten und malische Soldaten lieferten sich Gefechte mit islamistischen Kämpfern in Diabali. Es gebe Nahkämpfe mit den Islamisten, berichtete die Nachrichtenagentur AFP unter Berufung auf eine örtliche Sicherheitsquelle am Mittwochnachmittag. Zu diesem Zeitpunkt befand sich eine Panzerkolonne der französischen Armee auf dem Weg von Bamako Richtung Norden. Verteidigungsminister Jean-Yves Le Drian stellte die französische Bevölkerung unterdessen darauf ein, dass der Einsatz länger dauern könnte. In der Region um Diabali gebe es rund 1200 bewaffnete Islamisten. Die islamistischen Gruppen in der Region um Diabali seien zu allem entschlossen, erklärte Le Drian.

Auch der Sahel-Experte Wolfram Lacher von der Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP) rechnet mit einem langwierigen Einsatz. „Das ist nur der Anfang einer längeren Intervention“, sagte er dem Tagesspiegel. Im Laufe der kommenden Monate werde „der zugrunde liegende Konflikt zwischen den rivalisierenden Eliten im Norden zutage treten“. Lacher fügte hinzu: „Dieser Konflikt wird schwierig zu lösen sein.“ Beim Besuch des deutschen Außenministers Guido Westerwelle (FDP) in Mali im vergangenen Herbst hatten die Abgeordneten der Tuareg im Parlament versucht, den Eindruck zu erwecken, die Islamisten würden lediglich von „Ausländern“ unterstützt.

Lacher hält die angekündigte EU-Mission zur Ausbildung malischer Soldaten grundsätzlich für richtig. Es gehe um den „Wiederaufbau der malischen Armee“, sagte er. Die Herausforderung bestehe darin, „klare Befehlsstrukturen in dieser Armee zu schaffen“. Die Armee werde derzeit von den Putschisten kontrolliert. Wie sich die Stationierung französischer Truppen auf den Einfluss der Putschisten auswirken werde, sei „momentan noch nicht abzusehen“. Als besonders wichtig erachtet es Lacher, dass „der Wiederaufbau der malischen Armee eine Auflösung der ethnischen Milizen einschließt, die bis zum Militärputsch im Norden für die Regierung gekämpft haben“.

Der Präsident der Elfenbeinküste und gegenwärtige Sprecher der westafrikanischen Regionalorganisation Ecowas, Alassane Ouattara, sagte nach einem Treffen mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) in Berlin: „Wir hoffen, dass diese Operation von allen Europäern mitgetragen wird. Denn wir Afrikaner unterstützen sie.“ Am Samstag soll bei einem Ecowas-Sondergipfel in Abidjan entschieden werden, wie schnell die westafrikanische Eingreiftruppe in Mali einsatzfähig ist. Derweil hat Nigeria bereits Soldaten nach Mali entsandt. Am Mittwoch teilte das nigerianische Verteidigungsministerium in Abuja mit, Generalmajor Shehu U Abdulkadir werde die nigerianischen Truppen führen. Die Regionalmacht will 900 Soldaten schicken. Senegal, Burkina Faso und Niger wollen je 500 Soldaten stellen, Benin hat 300 Soldaten versprochen, Ghana 120, auch Togo und Guinea wollen die Truppe verstärken.

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