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Vorschulpflicht für Kinder mit mangelnden Deutschkenntnissen?

© Britta Pedersen/dpa-Zentralbild/dpa

Update

Einschulung erst mit genug Deutschkenntnissen: Linke wirft Linnemann „Stimmenfang im rechten Sumpf“ vor

Unionsfraktionsvize Linnemann will Kinder, die kein Deutsch können, noch nicht an die Grundschule lassen. Linke und SPD sprechen von „populistischem Getöse“.

Der Vorstoß von Unionsfraktionsvize Carsten Linnemann, Kinder, die kein Deutsch sprechen, nicht zur Grundschule zuzulassen, stößt auf scharfe Kritik. Linke-Chefin Katja Kipping sagte: Mit seinen Äußerungen zu Grundschulkindern gehe Linnemann auf „Stimmenfang im rechten Sumpf“.

Kipping warf dem CDU-Politiker vor, das Thema mit Meldungen über Gewalttaten von Erwachsenen zu vermengen. „Ist ihm nicht bekannt, dass der Täter von Frankfurt, der offensichtlich eine psychotische Störung hatte, fließend deutsch spricht und als Schweizer praktisch den gleichen Migrationshintergrund hat wie Alice Weidel?“

Linnemann hatte in der „Rheinischen Post“ mit Verweis auf „neue Parallelgesellschaften“ gesagt: „Um es auf den Punkt zu bringen: Ein Kind, das kaum Deutsch spricht und versteht, hat auf einer Grundschule noch nichts zu suchen“. Für betroffene Kinder schlug er eine Vorschulpflicht vor. Notfalls müsse eine Einschulung auch zurückgestellt werden.

Erwähnt hatte er auch die Vorfälle in Freibädern, die Tat auf dem Frankfurter Bahnsteig und die Schwertattacke in Stuttgart. Das alles wühle die Menschen auf und befeuere die Sorge, dass neue Parallelgesellschaften entstehen könnten.

Die Präsidentin des baden-württembergischen Landtags, Muhterem Aras (Grüne) konterte Linnemanns Vorschlag mit ihrer eigenen Biografie. „Ich sprach kein Deutsch, als ich als 12-Jährige in die Hauptschule kam“, schrieb die Grünen-Politikerin mit türkischen Wurzeln auf Twitter. „Als meine Nebensitzerin in der 1. Stunde sah, dass ich die Matheaufgabe gelöst hatte, durfte ich sie an der Tafel vorrechnen. Später habe ich ein Steuerbüro aufgebaut und wurde Präsidentin.“

Die SPD-Bildungspolitikerin Marja-Liisa Völlers, die Aussagen Linnemanns seien „wirklich zum Fremdschämen und populistisches Getöse wie in Wahlkampfzeiten“. Man könne Kinder nicht von der Grundschule ausschließen, nur weil sie schlecht Deutsch sprächen. Das schaffe Parallelgesellschaften und langfristige Integrationsprobleme, anstatt sie zu lösen. „Die Kinder sind genau richtig da, wo sie sind. Ein besseres Lernumfeld für alle Kinder als Schulunterricht mit Gleichaltrigen gibt es doch gar nicht.“

Auch die schleswig-holsteinische Bildungsministerin Karin Prien (CDU) hatten den Vorstoß von Linnemann vehement zurückgewiesen. Prien sprach in der „Süddeutschen Zeitung“ von „populistischer Unfug“ und „der völlig falsche Weg“. Diese Kinder gehörten vielmehr „im Rahmen der Regelbeschulung“ in Deutsch-als-Zweitsprache-Klassen. (dpa)

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